Silberrücken N’Gola im Zoo Zürich hat einen Narren gefressen an seinem jüngsten Töchterchen Mahiri. Das Oberhaupt der Gorillafamilie verwöhnt die Kleine nach Strich und Faden. Kurator Robert Zingg glaubt aber nicht, dass Mahiri eine hoffnungslos verzogene Göre wird.
N’Gola ist weniger geworden. Eine ernste Erkrankung hat ihm zugesetzt, er hat rund 50 Kilo Gewicht verloren. Dennoch wirkt der Silberrücken noch immer imposant, wie er so, auf die Ellbogen gestützt, bäuchlings am Boden liegt und seine Familie im Blick hat. Zwei Gorillakinder purzeln spielend um ihn herum.
Eines davon ist die anderthalbjährige Mahiri. Sie ist der erklärte Liebling ihres Vaters N’Gola. Der 36-Jährige hat während seiner Genesungszeit «seine Liebe zur jüngsten Tochter entdeckt», wie Zingg am Mittwoch vor den Medien sagte.
N’Gola kümmere sich intensiv um die Kleine, trage sie im Arm oder auf dem Rücken umher, wie das sonst nur die Mütter tun. Er nimmt sie mit in die hinteren Boxen und holt sie aus der «Schusslinie», wenn ihre Mutter N’Yokumi mit einer anderen Gorillafrau eine Auseinandersetzung hat. An manchen Tagen sei Mahiri mehr beim Vater als bei der Mutter, die den neuen Freiraum geniesse, sagte Zingg.
Obendrein lässt der Chef seinem Töchterchen alle Freiheiten. Sie darf auf ihm herumklettern, sie darf ihm seine Lieblingsbissen vor der Nase wegschnappen – er lässt alles nachsichtig geschehen. Zingg hat trotzdem keine Angst, dass aus der Kleinen eine unerträglich verwöhnte Gorilla-Göre wird: «Die Erziehung läuft nicht nur über die Eltern», sagt er schmunzelnd und weist auf die übrige Gruppe.
Sorgen um kranken N’Gola
Im Zoo Zürich hatte man sich die letzten beiden Jahre grosse Sorgen um den kranken N’Gola gemacht. Ein Silberrücken kann nicht einfach ersetzt werden. Käme ein neuer Chef in die Gruppe, so würde er erst mal die Kleinkinder beseitigen und so den Weg frei machen für seine eigenen Gene.
Im Frühling 2012 hatte man bei N’Gola Arthrose und Herzprobleme festgestellt. Dank Medikamenten ging es ihm nach und nach wieder besser. Im Juli 2013 kam dann der neue Schlag: N’Gola war apathisch, frass nicht mehr, verlor Gewicht. Der sonst so umsichtige Gruppenchef kümmerte sich um nichts mehr.
Eine erneute gründliche Untersuchung unter Narkose zeigte, dass er unter dem gefährlichen Fuchsbandwurm litt, an dem 2010 eine Gorillafrau im Basler Zolli gestorben war. Die Eier müssten via Futter eingeschleppt worden sein, sagte Zingg.
Erst ab Oktober besserte sich N’Golas Zustand. Nach und nach nahm er seine Aufgaben als Gruppenchef wieder auf. Und er wies die in der Zeit seiner Krankheit frech gewordenen Jugendlichen wieder in die Schranken. Die kleine Mahiri aber geniesst Narrenfreiheit.