Videospielerinnen und -spieler sind gerne im beschaulichen amerikanischen Dorf Silent Hill unterwegs. Nicht dass es da besonders schöne Gebäude oder historische Stätten gäbe. Nein, Silent Hill ist seit gut 13 Jahren Schauplatz gruseliger Ereignisse. Unheimlicher Nebel ist Dauergast in Silent Hill- kein Wunder also, dass die Dämonen besonders frustriert sind.
Im vor ein paar Wochen erschienenen Silent Hill Downpour, dem mittlerweile achten Teil der Reihe fängt alles noch einigermassen normal an. In der Haut eines gewissen Murphy Pendleton starte ich in einem Gefängnis. Weshalb ich hinter Gittern bin, ist mir völlig unbekannt. Ich habe auch keine Ahnung, warum ich auf einmal einen etwas beleibteren verängstigten Herrn in der Gefängnisdusche massakrieren soll. Naja, das wird sicher schnell aufgeklärt denke ich und tue, wie mir geheissen. Irgendwas Fieses wird der Kerl sicher getan haben. Doch dann wache ich auf einmal in meiner Zelle auf und werde verlegt. Alles nur ein Alptraum? Doch wie in den besten Hollywood-Streifen geht fortan alles schief: Der Bus kommt von der Strasse ab, die Insassen sind alle tot und ich stehe im Nebel am Ufer eines Sees.
Es regnet (das Spiel heisst ja schliesslich auch entsprechend) und ist neblig. Ich beschliesse die Umgebung zu erkunden und stosse auf ein kleines Dorf: Silent Hill. Alles scheint verlassen. Ein Briefträger erscheint aus dem Nichts und sagt mir, die Strassen seien allesamt weg wegen eines Sturms und ich solle über eine Seilbahn versuchen, das Dorf zu verlassen. In einem verlassenen Diner suche ich Unterschlupf. Doch auf einmal verändert sich die Umgebung. Ich bin in einer Parallelwelt. Unbekannte Wesen versuchen mich zu töten. Ich entkomme knapp. Wo bin ich? Sieht so die Hölle aus? Und was hat das alles mit dem Anfang des Spiels zu tun?
All diese Fragen beantwortet Silent Hill: Downpour im Spielverlauf. Die Story ist denn auch die grösste Stärke des Spiels. Immer wieder wird man mit moralischen Entscheidungen konfrontiert. Und je nach dem, wie man darauf reagiert, ändert sich das Ende des Spiels. Das ist spannend und anregend. Leider aber wird die Freude an der gut durchdachten Geschichte durch etwas schlampige Technik gemindert.
So gibt es zwar immer wieder Momente, in denen einen die Grafik tatsächlich in eine andere Welt entführt und manchmal gar eine leichte Gänsehaut produziert. Doch dann gibt es eben auch die Momente, in denen die Texturen matschig daherkommen, die Steuerung hakelig ist oder gar das gesamte Geschehen ruckelt, als ob es von den Dämonen der Zweitwelt besessen wäre.
Das ist höchst bedauerlich, Silent Hill Downpour hätte nämlich angesichts der vielen tollen Momente ein grossartiges Erlebnis werden können. Leider bleibt’s bei der Mittelmässigkeit eines unausgegorenen Werks- ach würden sich die Spielentwickler doch jeweils bloss ein paar Entwicklungsmonate mehr gönnen…
Fans der Reihe müssen zugreifen, Horrorfans ebenso, Durchschnittsspieler sollten wohl zuerst mal ein Probespiel wagen.
Preis: 79 Franken, PEGI: ab 18 Jahren, XBO360, Playstation 3