Die Kritik an einem Löwen-Jäger aus den USA reisst nicht ab. Simbabwe will ihn zur Verantwortung ziehen. Auch Stimmen für ein Verbot von Grosswildjagden in Afrika mehren sich.
Nach der weltweit kritisierten Tötung des berühmten Löwen Cecil in Simbabwe will das südostafrikanische Land die Auslieferung des Jägers aus den USA beantragen. Er müsse sich vor Gericht in Simbabwe dafür verantworten, mit dem Löwen eine «Ikone» erlegt zu haben, sagte Umweltministerin Oppah Muchinguri am Freitag in der Hauptstadt Harare.
«Wir haben den Prozess für die Auslieferung bereits eingeleitet», sagte die Politikerin. Es gebe in Simbabwe viele wütende Reaktionen auf die Tötung Cecils. «Wir nehmen diese Angelegenheit sehr ernst.» Muchinguri bedauerte, dass der im Bundesstaat Minnesota lebende Zahnarzt Walter Palmer bereits das Land verlassen hatte, bevor die Behörden den «ausländischen Wilderer» festnehmen konnten.
Gleichzeitig verdächtigte sie den US-Zahnarzt, Cecil absichtlich erschossen zu haben, «um dem Image von Simbabwe weiter zu schaden und die Beziehungen zwischen Simbabwe und den USA weiter zu belasten». Nach den mutmasslich manipulierten Wahlen im Jahr 2002 hatten die USA Sanktionen – darunter vor allem Einreiseverbote – gegen den langjährigen Machthaber Robert Mugabe und Mitgliedern seines inneren Machtzirkels erlassen.
Jäger auf freiem Fuss
Nach Angaben der Natur- und Tierschutzorganisation Zimbabwe Conservation Task Force (ZCTF) hatte Palmer den Jagdorganisator Theo Bronkhorst für die Suche nach einer Trophäe angeheuert. Gemeinsam sollen sie Cecil in einer nächtlichen Aktion mithilfe eines an ihrem Wagen befestigten toten Tiers aus dem Nationalpark gelockt haben.
Zunächst versuchte Palmer demnach vergeblich, das Tier mit Pfeil und Bogen zu erlegen. Cecil konnte fliehen, doch seine Verfolger spürten ihn wieder auf und erschossen ihn. Bronkhorst wurde in Simbabwe angeklagt, weil er eine «illegale Jagd nicht verhindert» habe.
Er ist gegen Auflagen bis zu seinem Prozess am 5. August auf freiem Fuss. Ein Verfahren gegen den Besitzer der Farm, auf dessen Gelände Cecils Kadaver entdeckt wurde, wurde auf unbestimmte Zeit verschoben.
Grosse Empörung
Cecils Tod löste unter Tierschützern, im Internet und bei Prominenten einen Sturm der Entrüstung aus. Inzwischen haben mehr als 160’000 Menschen eine an US-Aussenminister John Kerry und Justizministerin Loretta Lynch gerichtete Petition unterzeichnet, Palmer an die Behörden in Simbabwe auszuliefern. Um eine Antwort der US-Regierung zu erhalten, waren nur 100’000 Unterschriften nötig.
Ein örtlicher Jäger, der Palmer half, und der Besitzer des Grundstücks, auf dessen Land das Tier getötet wurde, müssen sich wegen Verdachts auf Wilderei vor Gericht verantworten.
Auch die USA haben Ermittlungen gegen Palmer aufgenommen. «Wir werden uns von den Fakten leiten lassen», teilte die Behörde für Fischerei und Tiere (UWFWS) auf Twitter mit. Sie forderte den Jäger auf, sich umgehend bei der Behörde zu melden.
Unterdessen hat die UNO erstmals mit einer Resolution zum Kampf gegen Wilderei aufgerufen. Das Töten von Wildtieren und der illegale Handel mit ihnen müsse als «ernstes Verbrechen» behandelt werden, lautet die Forderung in dem am Donnerstag von der UNO-Vollversammlung in New York verabschiedeten Papier.