Die Medikamentenpreise in der Schweiz dürften in diesem Jahr um bis zu 15 Prozent sinken. Davon gehen die Verbände der Pharmaindustrie aus. Aber immer auf den Preis zu schielen, sei falsch, kritisieren sie. Aus ihrer Sicht müsste der Nutzen stärker gewichtet werden.
«Wir diskutieren in der Schweiz zu oft über die Kosten und nicht über den Nutzen von Medikamenten», sagte Thomas Cueni, Generalsekretär von Interpharma, am Donnerstag vor den Medien in Bern. Dabei machten die Kosten für Medikamente nur 10 Prozent der Gesamtkosten im Gesundheitswesen aus. Zudem seien die Schweizer Medikamentenpreise in den vergangenen Jahren so stark gesunken wie nirgends in Europa.
Zu verdanken ist dies den Preissenkungsrunden des Bundes. Seit einigen Jahren überprüft er jährlich die Preise eines Drittels der Arzneimittel, die von der Grundversicherung der Krankenkassen vergütet werden. Auf diese Weise verfügte er seit 2012 bei 1500 Medikamenten tiefere Preise. Die Einsparungen betrugen jährlich mindestens 600 Millionen Franken.
Weil vergangenes Jahr ein neues Preisbildungssystem eingeführt wurde, fanden 2015 keine Preissenkungen statt. Das half auch der Pharmabranche. Nach Jahren der Stagnation wuchs der Schweizer Medikamentenmarkt im vergangenen Jahr wieder. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Umsatz mit Medikamenten um fünf Prozent auf 5,4 Milliarden Franken.
Freude währt nur kurz
In den Jahren davor hatten die jährlichen Preissenkungsrunden das Umsatzergebnis um 2,8 Prozent nach unten gedrückt, wie die Vertreter der Branchenverbände vips und Interpharma vor den Medien ausführten.
Für die Branche währt die Freude aber nur kurz. Bereits in diesem Jahr steht eine neue Preissenkungsrunde an. «Das sind schmerzhafte Einschnitte für die Firmen, die ohnehin schon unter dem starken Franken leiden», sagte vips-Geschäftsführer Thomas Binder. Er rechnet mit Senkungen von 10 bis 15 Prozent auf den überprüften Medikamenten.
Umsatzplus dank teurerer Medikamente
Der Wachstumsschub auf dem Medikamentenmarkt ist aber auch auf neue antivirale Medikamente zurückzuführen. Der Verkauf neuer Präparate gegen Hepatitis C bescherte der Branche in diesem Segment ein Umsatzplus von 50 Prozent.
Insgesamt zeigte sich, dass die Pharmabranche in der Schweiz vor allem mehr Packungen von teureren Arzneien verkaufte. Mengenmässig verzeichnete der Medikamentenmarkt im vergangenen Jahr dagegen nur ein Plus von 0,5 Prozent auf 211 Millionen Packungen.
Die Daten zum Medikamentenmarkt werden jährlich vom Marktforschungsinstitut IMS Health im Auftrag der Vereinigung Pharmafirmen in der Schweiz (vips) und des Verbands Interpharma erhoben.