Wenn das Zürcher Derby angepfiffen wird (16.00 Uhr), weiss GC, ob es für Platz 1 überhaupt noch punkten müssen. Gewinnt Sion nicht bei YB (13.45 Uhr) überwintern die Zürcher ohnehin zuoberst.
Die Grasshoppers haben in den letzten Wochen viel von ihrem Schwung verloren. Aus den letzten vier Partien resultierten nur noch zwei Unentschieden, nachdem GC vorher neunmal in Serie gewonnen hatte. Für Mittelfeld-Stratege Veroljub Salatic, einen der Hauptverantwortlichen für den Höhenflug, ist dies vor dem Derby kein Grund zu dramatisieren. „Wir hatten auch drei Auswärtsspiele und unangenehme Gegner, es war nicht so einfach.“ Der viel zitierte „Wintermeistertitel“ ist für den Rekordmeister keine zusätzliche Motivation. „Dafür können wir uns überhaupt nichts kaufen“, sagte Forte. „Wir wollen einfach unsere grandiose Vorrunde krönen.“
Ganz andere Ziele verfolgt derzeit der in den letzten Jahren klar leistungsstärkere Zürcher Klub, der nun so massiv in Schieflage geraten ist. Nachdem in dieser Woche Trainer Rolf Fringer entlassen wurde, Sportchef Fredy Bickel „fliegend“ nach Bern wechselte und auch etliche weitere Klubfunktionäre wie Nachwuchschef Ernst Graf ihren Abschied (bekannt) gaben, geht es nun darum, das Jahr mit einem Erfolgserlebnis halbwegs versöhnlich ausklingen zu lassen, damit anschliessend die Problemaufarbeitung mit einer gewissen Ruhe angegangen werden kann.
Interimstrainer Urs Meier appelliert an Grundwerte: „Wir müssen zu Demut und Bescheidenheit zurückfinden und miteinander und füreinander spielen.“ In den letzten Tagen waren Meiers Qualitäten vor allem auf der psychologischen Ebene gefragt. Die beiden 0:2-Heimniederlagen gegen Klubs aus dem untersten Bereich der Rangliste haben ebenso Moral gekostet wie die internen Unruhen. „Wir brauchen unbedingt mehr Selbstvertrauen“, ist sich Meier bewusst.
Sion in Bern seit 16 Jahren ohne (Meisterschafts-)Sieg
Von einem Ausrutscher der Grasshoppers könnte Sion profitieren. Die Walliser reisen allerdings zu einem veritablen Angstgegner: Bei den Young Boys haben sie in der Meisterschaft seit dem 17. August 1996 nicht mehr gewonnen. In diesen 16 Begegnungen gab es 14 Siege für YB und nur zwei Unentschieden. Sion, das bis auf die gesperrten Vanczak und Léo aus dem Vollen schöpfen kann, ist aber seit sieben Partien ungeschlagen und kann zudem wieder auf Serey Die zählen, der seine Sperre abgesessen hat.
Für die Berner beginnt die letzte „Woche der Wahrheit“. Mit einem Erfolg gegen Sion könnten sie sich immerhin noch leiseste Hoffnungen auf einen Spitzenplatz im Frühling machen, danach folgen in den anderen beiden Wettbewerben gegen Anschi Machatschkala (Europa League) und Wil (Cup) weitere Nagelproben vor der Winterpause.