Die Zutaten sind grandios. Mädchenfreundschaft. Erste Liebe. Zukunftsangst. Und dann hagelts Clichés die keine Clichés sein wollen.
Das Rezept ist einfach: A und Z sind von A bis Z beste Freundinnen. A und Z haben die üblichen Probleme: Eltern, Jungs und Traumberuf. Aslan weiss oft nichts so recht. Zoe weiss es immerhin besser. Zumindest weiss sie Eines genau: Sie will zum Beruf machen, was sie an und für sich täglich macht – schminken. Am liebsten in Paris. Dort nennt man, was Zoe gerne wäre: Maquilleuse.
Zoe ist grobfüllig. Aslan feinfühlig. Zoes Mutter ist Deutsche. Aslans Eltern sind Türken. Zoe klingt wie ihre eigene Synchronsprecherin. Aslan findet kaum Worte. Beide zusammen ergeben in der Neubauwüste im hinteren Mittelland eine stinknormale Agglo-Mischung.
Bis ein K zwischen A und Z auftaucht. Kai, der schwedischen Junge (durchaus nicht unerfahren Charlie Gustafsson), scheint von A bis Z anders. Jetzt könnte aus dem würzigen Agglo-Rezept doch noch mehr als ein Iglu-Fertiggericht werden. Doch jetzt zeigt sich, dass alte Clichés nur durch neue ersetzt werden.
Von A bis Z auf TV-Vorabend
Dabei will Regisseurin Ivana Lalovic durchaus nicht nach alten Rezepten vorgehen. Aber auch neue Rezepte sind halt doch nur Rezepte, die gewürzt werden wollen. Ivana Lalovic hat sich zumindest als Drehbuchmitautorin (neben Stefanie Veith ) starke Zutaten für die immergleiche Geschichte erfunden.
Sie hat auch starke, erfahrene Schauspieler zur Seite. Sie lässt die Baslerin Bettina Stucki eine ruppig-liebevolle deutsche Kassiererin spielen. Sie findet in Roeland Wiesnekker den verloren-lasziven Ziehvater. Sie hat mit Adnan Maral einen spannenden Agglo-Vater. Nach Rezept ist das alles gelungen.
Doch zeigt Lalovic eben auch andere Stärken, die sie viel zu wenig nutzt: Sie hat dort, wo sie einen neuen Blick auf die Agglo geben kann, durchaus ein gutes Auge. Sie mag in Ihren Geschichten gern Konventionen ausser Acht lassen. Sie zeigt ein sehr stilsicheres Interesse für die Lebenswelt einfacher Girls.
Gut erfunden, aber nicht gut genug gesehen
Dabei schafft sie es nur selten, aus den Küken spannende Küken zu machen. Eine alte Regel aus dem Kochbuch besagt, man möge Frischfleich abhängen lassen – oder klopfen. Wenn der Film auch seinen erzählerischen Sog entwickelt: In den jugendlichen Figuren bleibt er dann doch eher harmlos. Gesichter sind nicht immer nur spannend, weil sie unverbraucht sind.
Charlie Gustafsson hat als Kai viele Szenen, und doch ist er nur in einer stark: Als er sich in seiner Muttersprache (Schwedisch) über die «Jävla(Wahnsinns)»-Aussicht freuen darf. Lea Blochs Aslan wirkt immer dann bestechend geheimnisvoll, wenn sie wortlos vielsagend sein darf. Runa Greiner bleibt meist im Jugend-TV-Format stecken, zumal ihre Zoe recht wortreich wenig zu sagen hat.
Am Schluss schmeckt alles ganz brav wie nach Teenie-Rezeptbuch gekocht. Wäre der Film zehn Jahre vor «Fucking Åmal» gemacht worden, er wäre immerhin ein schönes Porträt einer Mädchenfreundschaft. Zwanzig Jahre danach ist man versucht zu sagen: Der Film ist gut für Teenies. Die auch mal Tiefkühlpizza mögen.
Der Film läuft in den Kult-Kinos.