Die Schweizer Börse SIX steigt aus dem Joint Venture aus, das sie mit der Deutschen Börse zur Führung der Handelsplattform Scoach eingegangen ist. Die SIX will damit ihre unternehmerische Freiheit für den Handelsplatz für strukturierte Produkte erhöhen.
In einer knappen Mitteilung teilten die SIX und die Deutsche Börse am Mittwoch mit, dass die gemeinsame Handelsplattform für strukturierte Produkte vor der Auflösung stehe. Die eingebrachten Märkte – sprich Scoach Schweiz in Zürich und Scoach Europe in Frankfurt – fallen demnach Ende Juni an die Muttergesellschaften zurück.
Die Auflösung des Joint Ventures mit der Deutschen Börse begründet der Schweizer Börsenbetreiber mit den ökonomischen und operativen Unterschieden zwischen Scoach Europe und Scoach Schweiz. Seit der Gründung des Gemeinschaftsunternehmens vor sechs Jahren hätten sich diese Differenzen akzentuiert, sagte SIX-Konzernleitungsmitglied und Börsenchef Christian Katz gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Synergieeffekte seien dabei immer mehr in den Hintergrund getreten.
Die beiden Handelsplätze für strukturierte Produkte operierten zudem in ziemlich unterschiedlichen Märkten. „Scoach Schweiz ist in den letzten Jahren gewachsen und hervorragend im Markt positioniert“, sagte Katz. „Wir befinden uns nun aber in einer Position, in der wir zur Weiterentwicklung des Handelsplatz mehr Freiheiten brauchen.“
Der Alleingang könne daher als positiv für den Schweizer Markt angesehen werden – zumal Scoach Schweiz angesichts des Anlegerschutzes, der Marktsteuerung, der Kotierungsregeln- und prüfungen und des vollelektronischen Handels wohl bereits heute der weltweit beste Handelsplatz für strukturierte Produkte sei.
Handelsvolumen in der Schweiz grösser
Wie die Schweizer Scoach in Zukunft genau aussehen wird, dazu äusserte sich SIX nicht. Über konkrete Massnahmen und die organisatorische Ausgestaltung werde später informiert, hiess es einzig. Der Rückzug aus dem Joint Venture gebe der Scoach Schweiz aber mehr unternehmerische Freiheit, fügte Katz hinzu.
Welche finanziellen Auswirkungen der Ausstieg aus dem Joint Venture für die SIX hat, sagte der Börsenchef noch nicht. Scoach gehört derzeit je hälftig der Deutschen Börse und der SIX, wobei die Deutsche Börse mit 50 Prozent der Aktien plus einer bei Entscheidungen das letzte Wort besass.
Scoach hatte den Handel Anfang 2007 aufgenommen – damals noch unter dem Namen Alex, der später aus markenrechtlichen Gründen aufgegeben wurde. Zusammen bilden die beiden Handelsplattformen in Zürich und in Frankfurt derzeit eigenen Angaben zufolge nach Hong Kong und Seoul die weltweit drittgrösste Börse für strukturierte Produkte. Zum letztjährigen Handelsvolumen in Höhe von 42,6 Mrd. Euro trug Scoach Schweiz umgerechnet 26,4 Mrd. Euro und damit deutlich mehr als die Hälfte bei.
Noch zwei Joint Ventures
Wieviel Geld das Joint Venture in die Kassen der SIX spülte, wird nicht offengelegt. Mit dem Ausstieg aus dem Scoach-Joint-Venture reduziert sich die Kooperation zwischen der SIX und der Deutschen Börse weiter. Ihre Anteile an der Eurex, einer gemeinsam mit der Deutschen Börse gegründeten Terminbörse für Derivate, hat die SIX bereits 2011 abgestossen.
Die Beteiligung an der Eurex habe sich im Laufe der Jahre in Richtung einer Finanzbeteiligung entwickelt, hiess es von Seiten der SIX, als sie ihre Aktien der Deutschen Börse zurückgab. Weiterhin Bestand hat die Zusammenarbeit mit der Deutschen Börse bei den beiden Gemeinschaftsunternehmen Stoxx und Indexium, die Indizes vermarkten respektive berechnen.