Das Skelett in der Churer Kathedrale behält sein Geheimnis: Eine DNA-Analyse konnte die Frage nicht abschliessend klären, ob es sich beim Toten um den Bündner Freiheitshelden Jörg Jenatsch (1596-1639) handelt.
Während des Dreissigjährigen Krieges haben sich die Gegner die Zähne an ihm ausgebissen, heute tut es die Wissenschaft. Auch die zweite Exhumierung der vermuteten sterblichen Überreste von Jörg Jenatsch brachte nicht die erhoffte Gewissheit, dass der Bündner Freiheitsheld tatsächlich am Churer Bischofssitz bestattet wurde.
Ergebnis nicht sehr aussagekräftig
Die Forschergruppe des Archäologischen Dienstes Graubünden, der Demokrit-Universität Thrakien in Griechenland sowie der Universität Zürich stellte ihre Untersuchungen am Donnerstag in Chur vor. Obschon die DNA von Teilen des Oberschenkelknochens sowie eines Backenzahns stark degradiert war, konnten an der Universität in Zürich Untersuchungen durchgeführt werden.
Um die Verwandtschaft von Jörg Jenatsch mit männlichen Nachfahren zu prüfen, wurden Y-chromosomale Merkmale untersucht. Die 22 so genannten Y-SNPs waren bei den drei Nachfahren und beim Skelett identisch. Allerdings kommt das Y-SNP-Muster in Mitteleuropa häufig vor.
Das Ergebnis ist deshalb nicht sehr aussagekräftig: „Mit genetischen Abklärungen konnten wir also keine absolute Gewissheit über die Identität des Skeletts gewinnen“, sagte Cordula Haas, Molekularbiologin an der Universität Zürich.
Indizien sprechen für Jenatsch
Das mutmassliche Skelett von Jenatsch, der im Januar 1639 während der Fasnacht in Chur erschlagen wurde, ist bereits 1959 exhumiert und wissenschaftlich erforscht worden. Übrig bleiben somit jene Indizien, die vor der genetischen Analyse zur Identifikation der Leiche beigezogen wurden.
Diese Indizienlage bezeichnen Wissenschaftler als gut. Der Verstorbene war älter als 40 und jünger als 60 Jahre, was auf Jenatsch zutreffen könnte, der bei seiner Ermordung 43 Jahre alt war. Ein weiteres Indiz sind die Schädelfrakturen. Jenatsch wurde offenbar mit Axthieben umgebracht.
Zudem weist die Kleidung den Toten als reiche, nicht klerikale Person aus, die im 17. Jahrhundert lebte. Und schliesslich stimmt der Bestattungsort unter der Orgel in der Churer Kathedrale mit einer zeitgenössischen Quelle überein.