In den USA gibt es die Snapchat-Kamerabrille schon seit vergangenem Herbst. Jetzt kommt sie, die zur populären Fotoapp Snapchat gehört, auch nach Europa und damit in die Schweiz.
Insgesamt wird die «Spectacles»-Brille in 14 europäischen Ländern verkauft. Darunter sind neben der Schweiz auch Deutschland, Österreich, Dänemark und die Niederlande.
Die Betreiberfirma Snap verkauft die Brille in Europa nicht in Läden, sondern, wie im Heimatmarkt USA, im Internet und über gelbe Automaten (Snapbot), die für kurze Zeit an verschiedenen Orten auftauchen. Unklar ist noch, ob es solche Automaten auch in der Schweiz geben wird. Im Internet kostet die Brille 150 Franken.
In Deutschland tauchte am Freitag ein Automat in Berlin am Kletterpark «MountMitte» auf. In Paris stand er an der Seine mit dem Eiffelturm im Rücken und in London vor dem Riesenrad London Eye. Ausserdem stand ein «Snapbot»-Automat am Hafen von Barcelona und in Italien passenderweise in Venedig – Snap hat seinen Sitz in Venice Beach bei Los Angeles.
Die Kamera der «Spectacles»-Brille nimmt auf Knopfdruck bis zu zehn Sekunden lange Videos auf. Sie filmt dabei die Umgebung in einem Winkel von 115 Grad. Das Format der Videos ist kreisrund, was das Sehfeld des menschlichen Auges nachahmen soll.
Ein Licht an der Brille zeigt an, dass die Aufnahme läuft. Die Clips werden danach per Bluetooth-Funk oder WLAN aufs Smartphone übermittelt. Datenschutz-Bedenken angesichts der Funktion wurden in den USA im Gegensatz zur inzwischen eingestellten Datenbrille Google Glass nicht laut.
In den USA sind die Kamera-Brillen seit Herbst für 129,99 Dollar auf dem Markt. Zusätzlich zu den wandernden «Snapbot»-Automaten, deren nächster Standort 24 Stunden vorher im Internet angezeigt wird, gibt es auch drei Pop-up-Stores in Kalifornien.
Snap nennt keine Absatzzahlen. Aber die jüngsten Quartalsergebnisse legten nahe, dass im vergangenen Vierteljahr bis zu 60’000 davon verkauft wurden. Zugleich hiess es Anfang Mai, mit der Brille seien bisher fünf Millionen «Snaps» gemacht worden.
Snap wurde mit seinen von allein verschwindenden Fotos in der Snapchat-App populär, will aber inzwischen als innovativer Kamera-Anbieter wahrgenommen werden.
Snapchat war in den vergangenen Jahren explosionsartig gewachsen. Aber zuletzt ebbte der Zufluss neuer Nutzer merklich ab, während Facebooks Dienste wie die Fotoplattform Instagram zentrale Funktionen der App nachahmen. So wird die bei Snapchat erfundene «Stories»-Funktion, in die Bilder für einen Tag hochgeladen werden können, bei Instagram täglich von 200 Millionen Nutzern eingesetzt.
Snapchat kommt unterdessen insgesamt auf gut 160 Millionen Nutzer am Tag. Die Snapchat-Aktie schwächelt, weil den Anlegern Zweifel kommen, ob die Firma mit den grösseren Rivalen mithalten kann.