Nationalbank-Präsident Thomas Jordan zeigt sich aufgeschlossen gegenüber der Digitalisierung in der Finanzbranche. Für die Finanzdienstleister sieht er sie als Chance zur Effizienzsteigerung. Gleichzeitig warnt er vor Risiken.
Der Wandel sei rasant und stelle viele bestehende Strukturen in Frage, sagte Jordan in seiner Rede an der Eröffnung der Sibos-Konferenz, dem internationalen Jahrestreffen der Finanzdienstleister, am Montag in Genf.
Die wirtschaftlichen Grundbedürfnisse der Unternehmen und Haushalte für Dienstleistungen des Finanzsektors aber würden die gleichen bleiben. Der Nutzen und der Erfolg einer neuen Technologie hänge davon ab, ob sie diese Grundbedürfnisse kostengünstiger, sicherer und kundenfreundlicher als die bisherige Lösung befriedigen kann, sagte der Präsident des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank (SNB) laut Redetext.
Auf dem Prüfstein
Neue Technologien wie Distributed Ledger oder Blockchain müssten den Nachweis erst noch erbringen, dass sie ein besseres Verhältnis zwischen Sicherheit und Effizienz erzielen, sagte Jordan vor den Konferenzteilnehmern und Medien.
Bei diesen Technologien handelt es sich um Konzepte, die es erlauben, eine verteilte, synchronisierte Datenbank zu führen. Eine solches Kontobuch ermöglicht es den Teilnehmern, digitale Vermögenswerte auszutauschen, ohne dabei auf eine zentrale Drittpartei zurückgreifen zu müssen.
Die Abwicklung und Verwahrung von Wertschriften etwa erachtet Jordan als möglichen Bereich, wo Distributed Ledger zur Anwendung kommen könnte. Es sei auch gut möglich, dass es künftig ein Nebeneinander oder eine Verbindung zwischen konventionellen und neuen Technologien geben werde.
Neue Technologien sind gemäss Jordan auch deswegen für Zentralbanken von grosser Bedeutung, weil sie neue Möglichkeiten zur Emission von Zentralbankgeld bieten. Dieses Thema werfe aber noch eine Reihe notenbankpolitischer Fragen auf.
Trends verstehen
Für die Notenbanken besteht laut Jordan die Herausforderung darin, die Auswirkungen neuer Technologien frühzeitig und richtig zu verstehen. Demnach müssen Regulatoren und Zentralbanken die richtigen Regeln erlassen, um die Sicherheit von Finanzmarktinfrastrukturen ungeachtet des technologischen Wandels zu wahren.
Zum anderen müssen die staatlichen Akteure auch ein offenes Ohr für die Anliegen der Finanzbranche bezüglich Effizienz haben. Dabei sei der Dialog zwischen Marktteilnehmern, Regulatoren und Zentralbanken unerlässlich.