Im Kampf gegen die Finanzkrise haben die Zentralbanken nach Ansicht von SNB-Vizepräsident Jean-Pierre Danthine nicht übertrieben. Eine Neuinterpretation des Mandats der Finanzstabilität sei aber dennoch nötig.
«Zentralbanken sollten sich weniger auf die Krisenbewältigung und mehr auf die Krisenverhütung konzentrieren», sagte der Vizepräsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB) am Donnerstag laut Redetext in einem Vortrag an der Walliser Messe «Foire du Valais» in Martigny.
Die hohen sozialen Kosten, welche die jüngste Krise mit sich gebracht habe, hätten deutlich vor Augen geführt, dass insgesamt mehr Anstrengungen in die Krisenverhütung investiert werden sollten.
Da das Regelwerk laut Danthine darauf ausgerichtet war, Problemen bei den einzelnen Finanzinstituten vorzubeugen, «scheiterte es darin, den Aufbau von Risiken zu erfassen, die das ganze Finanzsystem bedrohen».
Um diesem systemischen Risiko entgegen zu wirken, brauche es übergreifende Instrumente, die sogenannten makroprudenziellen Massnahmen. Dazu zählten die Schweizer «Too big to fail-»Regulierung für Grossbanken oder der antizyklische Kapitalpuffer für Hypothekarkredite.
Das systemische Risiko müsse direkt und effizient angegangen werden, sagte Danthine. Die Zentralbanken sei dafür gut gerüstet. «Wenn wir erfolgreich sind, kann der Aufwand für das Krisenmanagement reduziert werden. In anderen Worten: Es ist davon auszugehen, dass Zentralbanken vermehrt an der einen Front sichtbar werden, um an der anderen weniger wirken zu müssen.»
Getan, was nötig war und nötig ist
Danthine, der seinen Rücktritt auf Mitte 2015 angekündigt hat, verteidigte aber die tiefgreifenden Massnahmen der Zentralbanken in Reaktion auf die Finanzkrise. Sie seien nicht zu aktiv gewesen, sondern «haben das getan, was nötig war und nötig ist.»
Während als Konsequenz aus der Finanzkrise die Regulierung der Branche verschärft wurde, ist ein Ausstieg aus der extremen Geldpolitik noch nicht gelungen.
Wie die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank (EZB) führt auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) immer noch eine Nullzinspolitik. Der im Kampf gegen die Überbewertung des Frankens angehäufte Devisenberg der SNB umfasst weiterhin rekordhohe rund 460 Mrd. Franken.