Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hält auch unter erschwerten Bedingungen am Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken fest. Zweifel seien nicht berechtigt, so Präsident Thomas Jordan.
„Wir werden auch in Zukunft selbst unter schwersten Bedingungen mit aller Konsequenz den Mindestkurs durchsetzen und unsere Geldpolitik darauf ausrichten, dass dieser Mindestkurs aufrechterhalten bleibt. Ich betone, selbst unter sehr widrigen Bedingungen“, sagte Jordan in einem Interview mit der „SonntagsZeitung“.
Die Situation habe sich in den letzten Wochen verschlechtert und sei viel unsicherer geworden. Die Investoren suchten einen sicheren Hafen. Dazu gehöre für viele der Franken. „Die Geldpolitik der Nationalbank hat dazu geführt, dass der Franken gegenüber dem Euro nicht aufgewertet hat“, sagte Jordan.
Zwar habe es an einem Tag im April für wenige Sekunden Handelsabschlüsse unter 1,20 Franken gegeben. „Da waren Gegenparteien am Werk, die nicht mit der Nationalbank handeln.“ Aus nicht nachvollziehbaren Gründen seien einzelne Banken bereit gewesen, einer anderen Bank Euros unter 1,20 Fr. zu verkaufen.
Zusätzlich habe es an zwei Sonntagen auf Bloomberg Daten gegeben, die einen Euro unter dem Mindestkurs rapportiert hätten. Doch das seien keine Handelsabschlüsse gewesen, sondern nur ein Durchschnitt der von den Banken ihren Kunden gestellten Angebots- und Nachfragepreise, betonte der SNB-Präsident.
„Wir garantieren den Mindestkurs im relevanten Interbankenmarkt jederzeit und mit allen Mitteln. Da machen wir keine Kompromisse.“
Erhöhung für SNB kein Thema
Forderungen nach einer Erhöhung des Mindestkurses könne er verstehen, sagte Jordan. Der Franken sei eindeutig eine überbewertete Währung und müsste sich aus Sicht der Fundamentaldaten abwerten. Für viele Unternehmen sei die Situation sehr schwierig.
„Wir können aber nicht beliebig unsere Währung manipulieren. In einer noch schlimmeren Krisenlage wäre das fatal und kontraproduktiv. Der Mindestkurs muss legitimiert sein. Der aktuelle Mindestkurs ist realistisch und hat der Schweizer Konjunktur geholfen.“
Keine Zweifel, dennoch Massnahmen
Jordan glaubt nicht an den Zusammenbruch der Währungsunion. Dennoch prüft eine Taskforce Massnahmen für den Fall, dass sich die Eurokrise verschärft und Länder aus der Währungsunion austreten. Eine Massnahme wären Kapitalverkehrskontrollen. Es handle sich um Vorkehrungen, die den Zufluss von Kapital in die Schweiz direkt beeinflussen.
Die Taskforce des Bundes, in der Jordan Mitglied ist, fokussiert auf diverse Instrumente zur Bekämpfung der Frankenstärke, die ein gemeinsames Vorgehen von Bund und SNB voraussetzen.
Angesichts der politischen Wirren in Griechenland gibt es auch in der Euro-Zone Planspiele für eine Zukunft ohne Griechenland. Die EU-Kommission und die EZB arbeiten EU-Handelskommissar Karel De Gucht zufolge an entsprechenden Notfall-Szenarien.