Der Journalist Glenn Greenwald, der federführend über die Enthüllungen des Informanten Edward Snowden berichtete, verlässt die britische Zeitung «Guardian». Er habe ein «journalistisches Traumangebot» bekommen, könne aber noch keine konkreten Details nennen, teilte Greenwald mit.
Es gehe um ein gut finanziertes ganz neues Unternehmen, erklärte er am Dienstag dem Online-Dienst «Buzzfeed». Die Geldquelle werde demnächst bei der offiziellen Ankündigung offengelegt.
In seiner neuen Rolle werde er neben dem Schreiben auch die «gesamte journalistische Abteilung gestalten», sagte Greenwald «Buzzfeed». So werde er die Autoren und Redaktoren aussuchen, die die selben Werte teilten, und die journalistische Ausrichtung bestimmen. Er selbst werde weiter in Rio de Janeiro leben, während das neue Medienunternehmen die Hauptbüros in New York, Washington und San Francisco haben werde.
Die US-Website «Politico» schrieb, das Medienunternehmen werde von einem Mäzen finanziert. Es werde im Internet veröffentlichen und «eher aussergewöhnlich» sein, hiess es unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen. Ein Sprecher des Milliardärs und Philanthropen George Soros dementierte, dass sein Chef hinter dem Projekt stehe.
Langes Interview mit Snowden
Snowden, der tausende geheime Unterlagen des US-Geheimdiensts NSA der Öffentlichkeit zugänglich machen wollte, hatte sich Greenwald als journalistischen Partner ausgesucht, weil er dessen frühere Arbeit kannte. Er gab dem Reporter und der Filmemacherin Laura Poitras ein langes Interview in Hongkong, das Anfang Juni den Skandal um die grossflächige Internet-Überwachung durch amerikanische und britische Geheimdienste ins Rollen brachte.
Greenwald und Poitras gelten als die einzigen, die das gesamte Material von Snowden in der Hand halten. Der «Guardian» teilte seine Unterlagen inzwischen auch mit der «New York Times», um sie vor britischen Behörden in Sicherheit zu bringen.
Der «Guardian» dankte Greenwald und zeigte sich zugleich enttäuscht über dessen Abschied. Die Snowden-Berichterstattung hatte das internationale Ansehen des britischen Blatts enorm gesteigert.