Die Schweizerische Südostbahn AG (SOB) fordert die SBB auf der Gotthard-Bergstrecke und in der Ostschweiz heraus. Unter anderem liebäugelt sie mit Direktverbindungen von Basel in die Leventina, die sie eigenwirtschaftlich betreiben möchte.
Die Verantwortlichen der SOB sind sich einig: Noch ist der Zug nicht abgefahren. Der Zug, der beispielsweise von Basel oder Zürich direkt in die Leventina fahren soll. Und so machten sie sich an die Arbeit und feilten am Konzept «Treno Gottardo», mit dem die SOB vor gut zwei Jahren die Diskussion um den Betrieb der Gotthard-Bergstrecke zwar angestossen hatte, nicht aber zu überzeugen vermochte.
Dass das Konzept «Treno Gottardo» tatsächlich «einige Schwachstellen» hatte, gestand SOB-Chef Thomas Küchler am Donnerstag im Luzerner Verkehrshaus vor den Medien. Beispielsweise fehlte eine Direktverbindung aus Luzern und Zürich. Oder die Eigenwirtschaftlichkeit war nicht gegeben.
So fuhr die SOB nun am Donnertag mit zwei neuen Konzepten auf. Es sind dies Alternativkonzepte für einen «wirtschaftlichen Betrieb» der beiden Bahnkorridore «Gotthard» und «Ostschweiz».
Erneuerung der Fernverkehrskonzessionen
Die SOB präsentierte diese, weil sie nach dem gescheiterten Konzept «Treno Gottardo» einerseits immer wieder motiviert wurde, am Betrieb der Gotthard-Bergstrecke dranzubleiben. Vor allem aber tat sie es im Hinblick auf die Ende 2017 anstehende Erneuerung der SBB-Fernverkehrskonzessionen sowie die angestossene Reform des regionalen Personenverkehrs.
In der Gotthardregion hat das Unternehmen vor, Direktverbindungen von Basel und Zürich nach Lugano zu schaffen. Vorgesehen ist, dass der SOB-Zug von Norden her bis Arth-Goldau alle zwei Stunden alternierend mit dem Basistunnel-IC der SBB verkehren soll. Die SOB möchte die Gotthard-Bergstrecke touristisch vermarkten und plant auch Zugbegleiter ein. Zwar nicht auf jedem Zug, aber sicher zu den wichtigsten touristischen Zeiten, wie Küchler sagte.
In der Ostschweiz soll stündlich der Rheintal-Express mit einem Interregio zwischen Zürich und St. Gallen verknüpft werden, um Direktverbindungen von Zürich nach Chur anbieten zu können.
25 Mio. Franken Einsparungen
Diese neuen Angebote will die Südostbahn eigenwirtschaftlich betreiben. Sie geht davon aus, dass im Gesamtsystem jährlich 25 Millionen Franken gespart werden könnten – zu Gunsten des Bunds und der Kantone. Laut Küchler ist diese Zahl jedoch nicht erhärtet. Die SOB legt Wert darauf, dass ihr Vorhaben keine zusätzlichen Infrastrukturen oder Kostenschübe veranlassen.
Die Projekte hätten nicht nur monetäre Vorteile, sagte Andreas Meyer, der nicht etwa der SBB-Chef persönlich ist, sondern ein Namensvetter und geistiger Vater der beiden SOB-Konzepte. Er betonte auch die zahlreichen Vorteile, die für die Fahrgäste entstünden, weil bestehende Strecken verknüpft würden.
Das Bundesamt für Verkehr (BAV) ist derzeit daran, die Neuvergabe der SBB-Fernverkehrskonzession zu planen. Bis zum Auslaufen der Konzession Ende 2017 wird die Gotthard-Bergstrecke weiterhin von der SBB betrieben.
Im Rahmen dieser Neuvergabe wird das BAV die Eingabe der SOB prüfen. Für die SOB wären dies wichtige Projekte, sagte Verwaltungsratspräsident Hans Altherr. Schliesslich habe man bereits bei der Erarbeitung von «Treno Gottardo» gezeigt, dass man ausserhalb des eigenen Rayons denken könne, ergänzte ihn Küchler. Ganz ausserhalb des Rayons läge die Südschweiz ja auch nicht. Zumindest würde die Südostbahn damit ihrem Namen etwas gerechter.