Nach erneuten schweren Kämpfen im Südsudan hat der Präsident des Landes, Salva Kiir, am Montag eine Waffenruhe angeordnet. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte eine Aufstockung der UNO-Friedensmission sowie ein Waffenembargo und Sanktionen gegen den Südsudan.
Angesichts der anhaltenden Kämpfe zwischen der Armee und Soldaten des Vizepräsidenten und ehemaligen Rebellenführers Riek Machar müsse die UNO-Friedensmission verstärkt werden, sagte Ban am Montag in New York. Nach einer Sondersitzung am Sonntag hatte der UNO-Sicherheitsrat bereits Bereitschaft signalisiert, die Friedensmission zu verstärken.
Ban forderte weiter Sanktionen gegen all jene, die die Umsetzung des im August 2015 unterzeichneten Friedensabkommens behinderten. Über einen möglichen Rücktritt von Präsident Salva Kiir und Vizepräsident Machar müsse das Volk entscheiden, sagte Ban. Er sprach angesichts der Waffengewalt aber auch vom Versagen der Führung im Land. Er forderte Kiir und Machar zum Rückzug ihrer Truppen auf.
Das ostafrikanische Land war Ende 2013, nur zweieinhalb Jahre nach Erlangung seiner Unabhängigkeit, in einen Bürgerkrieg gestürzt. Seither haben Zehntausende Menschen ihr Leben verloren, rund 2,5 Millionen weitere befinden sich nach UNO-Angaben auf der Flucht.
Kiir gehört zu den Dinka, der grössten und einflussreichsten Volksgruppe im Südsudan. Machar ist dagegen ein Nuer. Der Konflikt im Südsudan entwickelte sich auch entlang dieser ethnischen Linien.
Waffenruhe ausgerufen
Kiir reagierte auf die neue Gewaltwelle in der Hauptstadt Juba, wo sich Soldaten der regulären Streitkräfte und ehemaligen Rebellen seit fünf Tagen heftige Gefechte liefern, mit einer Aufforderung zur Waffenruhe.
Diese sollte am Montagabend um 18.00 Uhr MESZ in Kraft treten, teilte Regierungssprecher Ateny Wek Ateny mit. Rebellen, die aufgäben, würden geschützt. Zudem solle die Zahl von Kontrollpunkten auf ein notwendiges Minimum reduziert werden.
Kurz nach der Ankündigung des Präsidenten rief auch Vizepräsident Machar seine Anhänger in einem Rundfunkinterview auf, die Waffenruhe zu respektieren.
Mehr als 300 Tote
Die Kämpfe zwischen den präsidententreuen Soldaten und den Ex-Rebellen um Machar hatten am Freitagabend begonnen. Auslöser war eine tödliche Auseinandersetzung an einem Kontrollposten am Tag zuvor gewesen.
Laut Informationsminister Makuei wurden allein am Freitag 300 Menschen getötet worden. Wie viele Tote seitdem hinzukamen, war zunächst nicht bekannt. Am Samstag, dem fünften Jahrestag der Unabhängigkeit des Südsudan, hatten die Waffen geschwiegen, doch am Sonntag gab es erneut schwere Gefechte.
Nach einer nächtlichen Pause waren am Montagmorgen in verschiedenen Stadtvierteln von Juba wieder Gefechtslärm und Explosionen zu hören. Augenzeugen sprachen von «sehr, sehr schweren Kämpfen». In der ganzen Stadt verschanzten sich Bewohner in ihren Häusern. Nach Angaben der UNO-Mission UNMISS flohen 7000 Menschen in ein UNO-Camp, in dem bereits 28’000 Vertriebene untergebracht sind.
Laut dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) sind zudem Tausende Flüchtlinge an Ugandas Grenzen gestrandet. «Wir bereiten uns auf eine Massenzustrom vor», sagte UNHCR-Sprecher Charles Yaxley der Nachrichtenagentur dpa am Montag. Sie errichteten Notlager und stellten medizinische Versorgung bereit. Rund zwei Drittel der Flüchtlinge seien Kinder, sagte Yaxley.