Experten kreisen die Absturzursache des europäisch-russischen Mars-Landemoduls ein: Es hat sich demnach um einen Software-Fehler gehandelt. Ein Abschlussbericht soll in etwa zwei Wochen vorliegen.
Der Absturz des Mars-Landemoduls «Schiaparelli» ist nach Einschätzung der Europäischen Raumfahrtagentur ESA von einem Kommunikationsfehler ausgelöst worden. Bei der Landung der Sonde habe es bei ihr zwischen einem Radar-Höhenmessgerät und der Navigation ein Verständigungsproblem gegeben, sagte der ESA-Direktor für Missionsbetrieb, Rolf Densing, am Mittwoch in Darmstadt. «Die beiden Softwareteile haben nicht richtig miteinander kommuniziert.»
Das erste europäisch-russische Mars-Landegerät war beim Aufprall auf der Oberfläche des Roten Planeten am vergangenen Mittwoch wahrscheinlich explodiert. Das Höhenmessgerät habe zwar Informationen gesendet, sagte Densing. Das Navigationsteil habe sich aber abgeschaltet. Der Fehler sei wahrscheinlich in einer Höhe von zwei bis vier Kilometer vom Mars entfernt passiert.
Fehlannahme der Navi-Software
«Die Navi-Software hatte schon gedacht, die Landung wäre bereits vollzogen. Dann haben die Bremsraketen nur noch die minimal vorgewählte Zeit von etwa drei Sekunden gefeuert.» Rund 60 Sekunden hätten es sein müssen. Von einer solchen Einschätzung hatte Densing auch im Deutschlandfunk berichtet.
An welchem Software-Fehler der Absturz genau liegt, müsse noch geklärt werden. Ein Zwischenbericht der Hersteller werde in etwa einer Woche erwartet, eine Abschlussbewertung in rund zwei Wochen. Mit dem Milliardenprojekt ExoMars suchen Europa und Russland nach Spuren von Leben auf dem Roten Planeten. 2020 wollen sie einen Rover zum Mars schicken.
Forschungssatellit funktioniert
Der Forschungssatellit «Trace Gas Orbiter» (TGO), der im März gemeinsam mit «Schiaparelli» zum Mars gestartet war, kreist unterdessen wohlbehalten um den Roten Planeten und scheint bestens zu funktionieren. TGO soll künftig nach Spuren von Methan in der Atmosphäre suchen. Wird das Gas nachgewiesen, könnte dies ein Hinweis auf biologische Aktivität sein.
Mit an Bord des TGO ist auch die an der Universität Bern entwickelte Stereokamera CaSSIS, welche die Marsoberfläche unter die Lupe nehmen wird. So kann sie beispielsweise helfen, rein vulkanische Methanquellen von solchen zu unterscheiden, die tatsächlich auf organisches Leben hinweisen könnten. Ausserdem wird das CaSSIS-Team nach Hinweisen auf flüssiges Wasser suchen – eine Grundvoraussetzung für Leben.
Die Kamera soll erst Ende November den Betrieb aufnehmen. Für wirklich gute Bilder könnte aber dann noch die Geschwindigkeit der Sonde gegenüber der Marsoberfläche zu hoch sein, erklärte CaSSIS-Teamleiter Nicolas Thomas gegenüber der Nachrichtenagentur sda. TGO soll durch weitere Manöver in den vorgesehenen Orbit gebracht werden, in dem die Kamera dann hoch-aufgelöste und scharfe Bilder liefern kann.