Mehrere Hunderte Personen haben sich am frühen Montagabend in Moutier im Berner Jura versammelt. Sie solidarisierten sich mit den Angestellten des Drehmaschinenherstellers Tornos, der kürzlich den Abbau von 225 Stellen angekündigt hatte.
Zur Solidaritätskundgebung hatte die Gewerkschaft Unia Transjurane gerufen. Der erneute Ankündigung eines Stellenabbaus in der Region habe die Bevölkerung im Jurabogen hart getroffen, hiess es von der Unia. Die Demonstration mit über 500 Teilnehmern zeige, dass die Bevölkerung nicht länger bereit sei, dem „industriellen Kahlschlag“ in der Region tatenlos zuzusehen.
Unia-Regionalsekretär Pierluigi Fedele machte für den schlechten Zustand der lokalen Industrie die Politik verantwortlich. „Die Verantwortlichen verweigern seit Jahren eine Industriepolitik, heute ernten wir die Folgen davon“, sagte er und bezog sich damit auf Volkswirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann. Dieser hatte zuletzt Verständnis für die Entscheidung des Tornos-Managements geäussert.
Kundgebung in Bern am Samstag
Die Gewerkschaft fordert nun, dass die Behörden auf Bundesebene einschreiten, um die Zukunft der schweizerischen Industrie zu sichern. Diese Botschaft soll auch an der Kundgebung vom kommenden Samstag in Bern vermittelt werden.
Zur Unterstützung der Tornos-Angestellten, die ihre Stelle verlieren, hat die Gemeinde Moutier einen Krisenstab geschaffen. Dazu stehen 150’000 Franken zur Verfügung. Die genaue Zahl der Entlassungen wird allerdings erst nach Ablauf der Konsultationsfrist für die Sozialpartner Ende dieser Woche feststehen.
Tornos will in Schwellenländern ausbauen
Tornos leidet unter dem starken Schweizer Franken und unter der Schuldenkrise in seinen südeuropäischen Absatzmärkten. Deshalb will das Unternehmen seine Kapazitäten in Richtung Schwellenländer ausbauen. Allgemein ist die Wirtschaft im Berner Jura sowie im Kanton Jura stark exportorientiert. Sie leidet deshalb stark unter der gegenwärtigen Krise.
Seit 2008 seien vier Unternehmen der Maschinenindustrie mit 200 Stellen aus der Region verschwunden, wie die Gewerkschaft Unia festhält. Weitere 870 Stellen seien Restrukturierungen zum Opfer gefallen.