Im Kanton Solothurn wird der Versuch der integrativen Schule mit spezieller Förderung um vier Jahre verlängert. Das hat der Kantonsrat am Mittwoch mit 76 zu 13 Stimmen beschlossen. Die Gemeinden haben eine Wahlmöglichkeit, wie sie die Förderung organisieren wollen.
Der Kantonsrat erklärte einen entsprechenden überparteilichen Auftrag als erheblich. Gleichzeitig lehnte das Parlament den Auftrag der SVP mit 63 zu 25 Stimmen ab, den Versuch sofort abzubrechen und wieder zum separativen Modell mit Kleinklassen zurückzukehren.
Das Volk hatte 2006 beschlossen, die spezielle Förderung an den Volksschulen einzuführen. Ab 2007 wurde der Volksentscheid sukzessive umgesetzt.
Inzwischen kennen 90 Prozent der Solothurner Schulen oder 79 Schulträger den integrativen Unterricht. Kinder mit Lernbehinderungen oder verhaltensauffallende Schüler werden in die Regelklassen integriert und dort von Heilpädagogen speziell betreut.
Eine erste Analyse und Auswertung der gemachten Erfahrungen zeigten ein durchzogenes Bild. Lektionen seien zu optimieren und die Abläufe müssten vereinfacht werden, hiess es.
Regierung: «Reformen brauchen Zeit»
Noch laufe tatsächlich nicht alles gut, sagte Bildungsdirektor Remo Ankli (FDP) im Kantonsrat. Er sprach sich jedoch gegen einen abrupten Richtungswechsel mit einer Rückkehr zum alten System aus: «Reformen brauchen Zeit für eine korrekte Umsetzung.»
Gemäss SVP ist der Schulversuch mit integrativem Unterricht gescheitert. Die Partei kritisierte den «ausufernden Therapiewahn», der mit dem neuen Modell geschaffen werde.
Auch seien die Mehrkosten im Vergleich zum alten Modell für den Kanton nicht tragbar. Die spezielle Förderung kostet den Kanton Solothurn pro Jahr rund zehn Millionen Franken.