Auf seinem Areal von 0,8 Hektaren kann man rund um die Welt wandern: Vom Tropendschungel bis zur Hochgebirgsflora ist fast jede Vegetation zu haben. Ein sommerlicher Streifzug durch den Botanischen Garten der Universität Basel.
Kaum ist man eingetreten durch das schmiedeeiserne Tor am Petersplatz, ist man schon wieder draussen: Mammutbaum, Sumpfzypresse, Pflanzenschauhäuser, Brunnen, Unigebäude, Ausgang – der Botanische Garten der Universität Basel ist eine schmale Anlage. Sie liegt zwischen der Unibibliothek, den Instituten für Botanik und Mikrobiologie und dem Werkhof. Drei Eingänge, je einer an der Schönbeinstrasse, am Spalentor und am Petersplatz, führen in das verborgene Pflanzenreich.
Die Baumattraktionen des Gartens stammen grösstenteils aus seiner Anfangszeit Ende des 19. Jahrhunderts. Da sind etwa der kalifornische Mammutbaum, die nordamerikanische Sumpfzypresse, der japanische Schnurbaum und der Tulpenbaum. Letzterer liefert zur Blühzeit fünf Liter Nektar. So viel braucht man für zwei Kilo Honig.
Garten des Wissens
1898 wurde der botanische Garten der Universität auf das Areal des ehemaligen Spalengottesackers verlegt, nachdem er zuvor schon mehrmals umgezogen war. Aus dem ursprünglichen«Doktorgarten» des 16. Jahrhunderts im Unteren Kollegium am Rheinsprung ist ein Schaugarten zur globalen Vegetation geworden. Bis heute ist der Garten eng mit der Forschung verknüpft. Seit den 1990er-Jahren wird das botanische Wissen mit Ausstellungen, Führungen und Vorträgen weitergegeben.
Davor mussten die lange vernachlässigten Pflanzenschauhäuser renoviert und die Vegetationsareale neu angelegt werden. 1996 wurde schliesslich das Wahrzeichen des Gartens rekunstruiert, der Kuppelbau für die Amazonas-Seerose «Victoria regia».
Es gab einen Versuch, den Garten von der Universität zu trennen und in einen öffentlichen Park zu verwandeln. Doch der Versuch wurde durch eine Petition im Jahr 2004 unterbunden. Der Garten blieb bei der Wissenschaft.
Pflanzen und Tiere brauchen Ruhe
Wäre der Botanische Garten ein jederzeit zugänglicher Park, wäre das nicht gut für die Pflanzen und die einheimische und fremde Tierwelt, die darin lebt: Auch in einem Garten sind diese auf Schutz angewiesen. Deshalb schliessen die Tore des Botanischen Gartens über Nacht.
Da sind zum Beispiel die unzähligen Eidechsen, die sich vor allem in den Miniaturgebirgen der alpinen Flora tummeln. Sie lieben die sonnenerhitzten Steine mit ihren Löchern und Ritzen. Wer sie beobachten will, sollte sich vorsichtig bewegen oder hinsetzen. Braun oder smaragdgrün gemustert, sind sie mindestens genauso schön wie die Kolibris im Tropenhaus.
Oder für die Pfeiffrösche. Die winzigen Amphibien sind eingeschleppte Bewohner aus Guadeloupe, kamen vermutlich mit Exoten übers Meer und können nur im Tropenhaus überleben. Um ihre Quakkonzerte an Sommerabenden geniessen zu können, gab es im Rahmen von «Botanica» spezielle Führungen.
Eingepferchter Dschungel im Glashaus
Das Tropenhaus ist das grösste und vollste Schauhaus des Gartens. Ein feuchtwarmes Dickicht aus tausenden von Sträuchern, Schlingpflanzen, Palm- und Bambusbäumen, die an die Decke des Glasdaches stossen. Das Eigenleben dieses künstlich aufgezogenen Dschungels ist schwierig einzudämmen.
Der 1897 gebaute Kuppelbau entsprang wie alle grossen Pflanzenschauhäuser dem Wunsch der Kolonialzeit, als man das Exotische wie eine Trophäe nach Europa versetzte. Seine Konstruktion geht auf den englischen Gärtner und Architekten Paxton zurück, dem es 1849 erstmals gelungen war, die Amazonas-Seerose zum Blühen zu bringen. Die Metallrippen der Glaskuppel sind vom Bau der riesigen, runden Blätter inspiriert, deren Auftrieb reicht, um einen Erwachsenen zu tragen.
Ein Garten mit vielen Gesichtern
Die Spannung zwischen Künstlichkeit und Natur gehört zum Grundcharakter des Botanischen Gartens. Hier muss man das Grosse ins Kleine übertragen und es komprimieren. Botanische Gärten sind lebende Archive. Seltene oder am natürlichen Standort bereits ausgstorbene Pflanzen werden in ihnen kultiviert und bewahrt. Botanische Gärten zeigen aber ebenfalls in die Zukunft: Die Forschung zum Klimawandel spielt darin eine immer wichtigere Rolle. So auch in Basel. «Global Mountain Biodiversity», ein Projekt des Botanischen Instituts mit der Schweizerischen Akademie der Wissenschaften Bern, stellt die «alpine Flora» ins Zentrum der Beobachtung.
Der Sommer in seiner ganzen Fülle ist hier präsent. Man braucht lediglich durch das Tor einzutreten und vom Mammutbaum über den Mittelmeergarten und das Alpinum zur Amazonas-Seerose zu flanieren.
Der Garten schliesst um 18.00 Uhr.
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