Das Schweizer Nationalteam ist am frühen Sonntagnachmittag wieder in der Heimat gelandet. Die EM-Leistungen der Schweizer Spieler in der Übersicht.
Yann Sommer. – Bestätigte sich an der EM als europäischer Top-Torhüter. Gegen Polen musste er nach dem Fehler von Johan Djourou schon nach 25 Sekunden viel riskieren. Danach hatte er wenig zu tun. Beim Gegentor war er ebenso chancenlos wie bei den fünf gut geschossenen Penaltys der Polen. Letztmals hat er vor über zwei Jahren einen Penalty pariert.
Stephan Lichtsteiner. – Er spielte keine gute EM. Vom Stammspieler von Juventus Turin ist man Besseres gewohnt. Gegen Polen in der ersten Hälfte von Kamil Grosicki mehrmals überlaufen. Steigerte sich ab der 60. Minute wie der Rest des Teams. So bot er gegen Polen unter dem Strich letztlich immerhin seine beste Leistung der EM.
Fabian Schär. – Er bot durchwegs hervorragende Leistungen. Gegen Albanien schoss er das erste Tor, gegen Polen hatte er die erste Chance und verwertete er seinen Penalty souverän. Im Schweizer Spiel ist er der erste Regisseur in der Angriffsauslösung.
Johan Djourou. – Ausser gegen Rumänien hatte er in jedem Spiel mindestens einen Aussetzer. Gegen Polen kam dieser schon nach 25 Sekunden beim zu kurzen Rückpass auf Torhüter Sommer. Danach hatte er keine grösseren Probleme mehr, er fiel neben Schär dennoch klar ab, denn man fühlt sich nie sicher, wenn er den Ball an den Füssen hat.
Ricardo Rodriguez. – 315 Minuten lang eine EM mit angezogener Handbremse. Als er sie gegen Polen nach der Pause löste, sah man, weshalb sich die ganz grossen Klubs von Europa um ihn bemühen. Kraftvoll, hinten zuverlässig, spielerisch stark, mit Zug nach vorne, gute Flanken, gefährlich bei Standards: einer der besten linken Aussenverteidiger der Welt.
Valon Behrami. – Seinen Körper schonte er in keiner Sekunde. Dennoch hielt er fast vier Spiele lang durch – und dies innerhalb von 15 Tagen. Er war im Nationalteam nie besser als an dieser EM. Gegen Polen musste er vor allem in der ersten Halbzeit noch mehr laufen als sonst, um die Löcher auf der rechten Seite zu stopfen. Mit Muskelproblemen im Oberschenkel wurde er in der zweiten Hälfte ausgewechselt.
Granit Xhaka. – Er machte an der EM den nächsten Schritt. Denjenigen zum Chef im Nationalteam. Bisher ist er der Passkönig des Turniers. Im Achtelfinal insofern die schlechteste Leistung, weil er in den ersten 60 Minuten das Spiel nicht in den Griff bekam und mehr Fehler machte als üblich. Nach einer Stunde aber orchestrierte er die frappante Schweizer Leistungssteigerung. Der verschossene Penalty schmälert die tollen Leistungen in Frankreich nicht.
Xherdan Shaqiri. – Lange liess der wahre Shaqiri auf sich warten. Dann verzauberte er Fans und Experten gegen Polen eine Stunde lang: mit Dribblings, gefährlichen Standards, klugen Pässen und natürlich mit dem Traumtor zum 1:1. Auch wegen seiner Leistungsexplosion im Achtelfinal ist es schade, dass das Turnier für die Schweiz schon zu Ende ist. Mit seinem vierten EM- oder WM-Tor rückte er zur Schweizer Nummer 2 auf. Besser ist nur noch Seppe Hügi mit sechs Toren (WM 1954).
Blerim Dzemaili. – Vladimir Petkovic machte ihn zum Stammspieler auf einer Position, die ihm behagt: hinter der Spitze, mit der Möglichkeit, seine läuferischen Qualitäten in der Offensive und in der Rückwärtsbewegung einzubringen. Seine EM war über dem Durchschnitt, auch wenn der entscheidende Pass oder das Tor ausblieb. Gegen Polen zeigte er die schwächste Leistung. Offensiv wurde die Schweiz erst besser, als er draussen war.
Admir Mehmedi. – Die Balance zwischen defensiver Mitarbeit und offensivem Spektakel stimmte beim linken Flügel nicht ganz. Dank dem Tor gegen Rumänien verteidigte er den Platz im Team. Gegen Frankreich und Polen defensiv wertvoll, offensiv ohne prägnante Szenen. Der Leverkusener Champions-League-Mehmedi kann mehr als er in Frankreich zeigte.
Haris Seferovic. – In den ersten zwei Spielen fiel er mit vielen vergebenen Chancen auf. Gegen Polen war seine Kampfbereitschaft offenkundig. Im Abschluss hatte er mit einem Lattenschuss zwar erneut Pech, doch als er durch die taktische Umstellung auf die linke Seite wechselte, war er für das Team so wertvoll wie nie zuvor an der EM.
Breel Embolo. – Er konnte keinen entscheidenden Akzent setzen. Im Achtelfinal war seine Einwechslung aber nicht unerheblich für die Steigerung der Schweizer. Alles in allem aber zeigte die EM: Er wäre noch nicht bereit für einen Klub wie Manchester United. Mit dem Transfer zu Schalke in die Bundesliga hat er den richtigen Entscheid gefällt.
Gelson Fernandes. – In doppelter Hinsicht eine positive Überraschung: Für Petkovic ist der fröhliche Walliser nicht bloss ein wichtiger Team-Player neben dem Platz wie die drei Einwechslungen dokumentieren. Zudem zeigte er gegen Polen als Ersatz von Behrami eine bemerkenswerte Leistung. Er gewann fast alle Zweikämpfe und war beim Schweizer Sturmlauf auch in der gegnerischen Platzhälfte präsent.
Eren Derdiyok. – Beim einzigen Teileinsatz gegen Polen hinterliess er einen zwiespältigen Eindruck. Mit seinem Eintritt wurde das Spiel endgültig zu einem Monolog der Schweizer. Allerdings vergab er den Matchball in der 113. Minute. Diesen Kopfball, frei stehend und aus sechs Metern, muss er ins Tor bringen.
Michael Lang, Fabian Frei, Shani Tarashaj. – Ihren Kurzeinsätzen gegen Albanien (Tarashaj), Rumänien (Frei, Lang) und Frankreich (Lang) von maximal 15 Minuten lagen jeweils klare taktische Überlegungen zu Grunde: Ball halten oder Zeit gewinnen oder die Defensive stabilisieren. Das Trio machte dabei keine Fehler.
Die Torhüter Roman Bürki und Marwin Hitz, die Verteidiger Steve von Bergen, Nico Elvedi und François Moubandje sowie der Mittelfeldspieler Denis Zakaria kamen nicht zum Einsatz.