Mit ganzen Sonderseiten fast wie zu Sowjetzeiten haben russische Medien Kreml-Chef Wladimir Putin vorab zum 60. Geburtstag an diesem Sonntag gratuliert.
„Zum strahlenden Datum zeigt sich der Jubilar in gar nicht schlechter Form“, schrieb der Politologe Stanislaw Belkowski in der Boulevardzeitung „MK“ am Freitag. Putins Sprecher Dmitri Peskow teilte mit, dass der Präsident am 7. Oktober im „engsten Kreis seiner Familie“ feiern werde.
Putins Gegner forderten, dass sich der „Dauerherrscher“ in den Ruhestand verabschieden möge. Die Opposition kündigte Protestaktionen an für diesen Sonntag. Die Kreml-Jugend „Naschi“ („Die Unsrigen“) will dagegen mit Konzerten feiern.
Bereits 13 Jahre währt die Ära Putin, doch ans Aufgeben scheint der russische Präsident noch lange nicht zu denken. Erst am 7. Mai trat der ausgewiesene Machtmensch trotz Massenprotesten gegen ihn eine neue sechsjährige Amtszeit im Kreml an, eine weitere ist laut Verfassung möglich. Damit könnte Putin noch bis 2024 an der Spitze Russlands stehen.
Meister der „gelenkten Demokratie“
Um seine Macht zu zementieren, hat der Meister der „gelenkten Demokratie“ seit Mai nichts unversucht gelassen. Nach den Massenprotesten gegen den umstrittenen Ämtertausch mit seinem Zögling Dmitri Medwedew und Manipulationen der dazu abgehaltenen Wahlen liess Putin das Demonstrationsrecht verschärfen, die Meinungsfreiheit weiter einschränken und Nichtregierungsorganisationen als „Auslandagenten“ abstempeln.
Gennadi Gudkow, seinem prominentesten Kritiker in dem von Putins Partei Einiges Russland dominierten Parlament, liess er das Abgeordnetenmandat entziehen.
Beobachter erwarten, dass der Herrscher im Kreml nach seinem 60. Geburtstag die Zügel noch einmal anzieht. So kritisierte er kürzlich selbst Ministerpräsident Medwedew öffentlich, den er von 2008 bis 2012 als Platzhalter im Kreml installiert hatte, weil die Verfassung Putin drei Amtszeiten hintereinander als Präsident verbot.
Macho-Inszenierungen kommen an
Sich selbst präsentiert Putin, der Vater zweier Töchter, gerne als harter Mann: Der Träger eines schwarzen Gürtels demonstrierte öffentlich sein Judo-Können, ritt mit freiem Oberkörper durch die Taiga und posierte mit Raubtieren vor Kameras.
Wenn seine Kritiker auch über Putins Inszenierungen spotten, gerade bei vielen jungen Russen kommt das Macho-Gehabe an. Zu seinem Geburtstag vor zwei Jahren machten ihm glühende Verehrerinnen ein besonderes Geschenk: Die Studentinnen liessen sich barbusig für einen Kalender mit schriftlichen Liebesbekundungen ablichten.