Die WM 2003 wird für Sonja Nef zum Spiegelbild jenes Winters. Für die als Titelverteidigerin angetretene Appenzellerin läuft im Riesenslalom fast alles schief.
Sonja Nef hatte im Vorfeld der WM zwar nur einen Weltcup-Riesenslalom gewonnen. Gleichwohl war sie mit Optimismus nach St. Moritz gereist, zumal ihr die Bedingungen auf der Corviglia mit den zahlreichen Geländeübergängen zusagten.
Doch es sollte alles anders kommen. Die Chance auf die erfolgreiche Titelverteidigung war schon nach halbem Pensum vertan. Im ersten Lauf unterlief ihr ein zeitraubender Patzer, im zweiten Durchgang verlor sie auf halbem Weg den rechten Stock. Sonja Nef blieb nach dem Rennen in ihrer bevorzugten Disziplin nur der Frust. Mehr als Platz 8 lag nach all den Ungereimtheiten nicht drin. Das Bittere daran: Ähnliche Zwischenfälle hatte es für die Appenzellerin in jener Saison schon in Val d’Isère und in Sestriere gegeben.
Slalom-Start mit Tape-Verband
Die ärgerliche Szene im zweiten Riesenslalom-Lauf in St. Moritz hatte nicht nur den Stockverlust zur Folge. Sie zog auch eine Verletzung an der rechten Hand mit sich, so dass Sonja Nef zwei Tage danach im Slalom mit einem Tape-Verband starten musste. Ihr zweiter Auftritt verlief ähnlich wie der erste. Wiederum beging sie im ersten Durchgang einen Fehler, wiederum war die Hoffnung auf eine Klassierung unter den ersten drei dahin. Zu mehr als Rang 6 reichte es am Ende nicht. «Ohne Medaille abreisen zu müssen, ist natürlich bitter. Aber ich bin im Slalom ja die ganze Saison den Resultaten hinterher gefahren.»
Knapp zwei Wochen nach dem Ende der WM verletzte sich Sonja Nef, die sich am rechten Knie sechs Operationen hatte unterziehen müssen, am rechten Knie schwer: Kreuzbandriss. Danach fand sie nie mehr richtig zur Normal-Form zurück. Drei Jahre später verabschiedete sie sich vom Spitzensport.
Fortan nahm es Sonja Nef ruhiger. Sie wurde zum Familienmenschen. Seit knapp sechs Jahren ist sie mit Hans Flatscher, dem Cheftrainer des alpinen Frauen-Teams von Swiss-Ski, verheiratet. Nach St. Moritz an die aktuelle Weltmeisterschaft kehrte sie als dreifache Mutter zurück und war unter anderem Gast in der Sendung «Champiuns» des Schweizer Fernsehens. Es war ein standesgemässer Auftritt für eine Athletin, die einst die beste Riesenslalom-Fahrerin der Welt war – der missratene Auftritt an der WM 2003 hin oder her.