Wer will sich schon vom Wetter vorschreiben lassen, welche Farbe der Himmel gerade hat. Ein italienischer Forscher entwickelt Sonnenlicht für den Heimgebrauch.
Paolo Di Trapani, Physiker an der Universität Insubria im italienischen Como, hatte eine gute Idee. Dank EU-Fördermitteln und mit tatkräftiger Unterstützung durch die ETH könnte seine Erleuchtung bald einmal die Menschheit beglücken. Di Trapanis Start-up-Firma Coelux entwickelte einen blauen Himmel inklusive Sonnenschein – und zwar im Tabletformat.
Die neue Lichtquelle funktioniert mit Led-Dioden, die das Spektrum des Sonnenlichts reproduzieren, sowie mit einem optischen System, das eine Wahrnehmung von Distanz zwischen «Himmel» und «Sonne» herstellt. Nanostrukturierte Materialien ermöglichen die Darstellung des gesamten atmosphärischen Lichtstreuprozesses, bei einer Dicke von nur wenigen Millimetern. 40 Kilometer Atmosphäre werden mitsamt ihren optischen Besonderheiten in ein Gel komprimiert. Diese Elemente werden in ein Fenstersystem eingegliedert, das ein breites Spektrum an Lichttypen und Gestaltungsmöglichkeiten für architektonische Innenräume bietet.
Die Initianten sehen eine goldene Zukunft vor sich: «Aus Studien, die im Rahmen des Projekts durchgeführt wurden, ergibt sich, dass sich sogar unter Klaustrophobie leidende Menschen glücklich und entspannt fühlen, wenn sie dem Coelux-Licht ausgesetzt sind, obwohl sie sich dabei für einen längeren Zeitraum in einem fensterlosen Raum von wenigen Quadratmetern Grösse befinden.»
Lichtdurchflutete Kellerlöcher
Zudem finden sie: «Viele unserer Lebensbereiche wie Energie, Transport, Medizin, Lebensmittelsicherheit, Gesundheit und Wohlbefinden werden durch Nanotechnologie bereichert und sogar revolutioniert. Coelux ist ein grossartiges Beispiel dafür, wie sich durch Wissenschaft eine einfache Idee, die schwierig erscheint – in diesem Fall das Nachempfinden von Sonnenlicht – in die Realität umsetzen lässt. Das Projekt verfügt über ein grosses Potenzial, das Leben vieler Menschen zu bereichern.»
Diese Erfindung wird mit Sicherheit die Architekten dieser Welt zu neuen Höchstleistungen inspirieren. Jetzt kann man richtig verdichten, ohne mit dem natürlichen Tageslicht planen zu müssen. Egal ob Schattenwurf, Smog oder schlechtes Wetter, künftig wird jedes Kellerloch zum lichtdurchfluteten Loft. Hochhäuser können anstatt in die Höhe verkehrt herum in den Boden gerammt werden und kommen dem Verwendungszweck dieser Idee somit viel näher als geplant.
Diese Technologie ist gemacht für die Hölle: Frau Lu Zifer von deren Pressestelle bestätigt uns, dass man bereits eine grössere Anzahl des neuen Blendwerks geordert habe. So wird den armen Seelen ein permanent leuchtender Himmel simuliert, an dem die Zeit stehen bleibt und mit dem den Verdammten zumindest eine passende Kulisse für die ewige Verdammnis zur Verfügung gestellt wird. Schöne neue Unterwelt.