Sonntagszeitungen über Schäuble, Schönheit und Journalistenrüge

Die Schlagzeilen der Sonntagspresse im Überblick:

Mannigfaltige Themenwahl im Hochsommer: Schweizer Sonntagszeitungen (Archiv) (Bild: sda)

Die Schlagzeilen der Sonntagspresse im Überblick:

Ein Gesicht ziert sämtliche Sonntagszeitungen: Es ist jenes des deutschen Finanzministers Wolfgang Schäuble. Er und seine Haltung gegenüber Griechenland sind Thema in allen Blättern. Mit der Transparenz bei der Schweizer Entwicklungshilfe beschäftigen sich gleich zwei Zeitungen: In der NZZ am Sonntag sagt der Geschäftsführer des Hilfswerksverbunds Alliance Sud, Peter Niggli, in der Schweiz sei nicht bekannt, wer wofür wie viel Geld bekomme. Er fordert etwa Auskunft darüber, welcher Teil der Entwicklungshilfe ins Botschaftsnetz fliesse. Einen Schritt weiter geht Entwicklungshelfer Jan Stiefel im SonntagsBlick: In der Schweizer Entwicklungshilfe werde «Geld verschleudert». Die Branche sei eine intransparente, geschlossene Gesellschaft.

NZZ am Sonntag:

Schweizer Käufer bedienen sich vermehrt im Ausland. Das zeigt sich laut der NZZ am Sonntag unter anderem an den Importpaketen, die von der Schweizer Post verarbeitet werden. Deren Zahl stieg im Vergleich zum Vorjahr um rund 1000 Sendungen auf 11’000 Pakete pro Tag. Nicht eingerechnet darin sind Sendungen von DHL, Fedex und Zalando. Laut Schätzungen des Verbandes des Schweizer Versandhandels (VSV) hat sich das Umsatzvolumen von direkten grenzüberschreitenden Online-Einkäufen seit 2010 verdoppelt – im vergangenen Jahr gaben Schweizer Konsumenten dafür demnach rund 900 Millionen Franken aus.

NZZ am Sonntag:

Nach der Einigung im Atomstreit darf der Iran Anfang 2016 mit der Aufhebung der internationalen Sanktionen rechnen. Die Schweiz soll laut Aussenminister Didier Burkhalter ihre Strafmassnahmen «so rasch wie möglich» beenden. Der Bundesrat werde das sorgfältig prüfen und eigenständig entscheiden, sagte Burkhalter in einem Interview mit der NZZ am Sonntag. Die Schweiz hatte im Februar 2007 Zwangsmassnahmen gegen den Iran verhängt. Mit der Annäherung zwischen dem Iran und den USA wird die Schweiz ihr Schutzmachtmandat, das sie seit 1980 innehat, wohl verlieren. Trotzdem fürchtet Burkhalter nicht um den diplomatischen Einfluss der Eidgenossenschaft. Er weist aber darauf hin, dass sich die Guten Dienste verändert hätten, denn die Konflikte würden sich wandeln.

SonntagsBlick:

Der Bau eines zweiten Autobahntunnels durch den Gotthard ist derzeit mehrheitsfähig: Laut einer Umfrage sprechen sich 70,8 Prozent dafür aus, eine Röhre durch den Berg zu bohren, nach deren Fertigstellung der bestehende Tunnel geschlossen und saniert werden könnte. 21,5 Prozent der Befragten sprechen sich gegen diese Lösung aus, 7,7 Prozent sind noch unschlüssig. Die Erhebung wurde vom Meinungsforschungsinstitut Opinionplus im Auftrag des SonntagsBlicks durchgeführt.

Zentralschweiz am Sonntag/Ostschweiz am Sonntag:

Die Fahrausbildung in der Schweiz soll umfassend reformiert werden. Das Bundesamt für Strassen (ASTRA) bestätigt gegenüber Zentralschweiz und Ostschweiz am Sonntag, dass es den Vorschlag noch dieses Jahr in die Anhörung geben will. So sollen Neulenker künftig nur noch einen statt zwei obligatorische Weiterbildungskurse (WAB) absolvieren müssen. Die Kurse sollen angepasst werden. Im Gegenzug soll die erste Phase der Ausbildung gestärkt und reines Auswendiglernen verhindert werden. Teil des Pakets ist auch der Lernfahrausweis mit 17 Jahren. Der Bund erhofft sich davon mehr Routine für die Fahrschüler.

Le Matin Dimanche/SonntagsZeitung:

Perreux NE, Lyss BE und Liestal BL stehen offenbar als Standorte für nationale Asylzentren fest, die im Rahmen der Asylreform von Bundesrätin Simonetta Sommaruga geschaffen werden. Laut SonntagsZeitung und Le Matin Dimanche werden dort Verfahrenszentren eingerichtet. Während in Lyss und Liestal Armeestandorte umgenutzt werden, kommt das Zentrum in Perreux in die ehemalige psychiatrische Klinik. Nach den Plänen Sommarugas entstehen schweizweit 5000 Plätze in sechs Regionen, in denen es je ein grosses Verfahrenszentrum sowie Ausreisezentren geben wird. Derzeit hat die Schweiz lediglich 1400 Plätze in fünf Zentren.

SonntagsZeitung/Le Matin Dimanche:

In der Schweiz boomt das Geschäft mit der Schönheit: Im vergangenen Jahr wurden hierzulande 53’300 Schönheitsoperationen vorgenommen. Das sind fast so viele wie im operationsfreudigen Brasilien und deutlich mehr als in Deutschland. Die Zahl der Eingriffe in der Schweiz stieg demnach um 0,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr – zuvor war sie jeweils um 4 bis 5 Prozent gewachsen. Am häufigsten werden Brustvergrösserungen durchgeführt, auf Rang zwei folgt die Augenlidkorrektur und auf Rang drei die Brustverkleinerung. Das ergibt eine Umfrage, welche die SonntagsZeitung und Le Matin Dimanche bei 200 Schweizer Ärzten machten. Demnach wird bereits jede fünfte Operation an einem Mann ausgeführt – hier werden am häufigsten Augenlider korrigiert.

SonntagsZeitung:

BDP-Präsident Martin Landolt wirft insbesondere Deutschschweizer Journalisten vor, in der Kasachstan-Affäre um FDP-Nationalrätin Christa Markwalder «Korruptionsgeschichten dazugedichtet» zu haben. «Doch jeder Bundeshausjournalist weiss, Korruption existiert in diesem Parlament nicht!», sagte Landolt der SonntagsZeitung. Das Bild einer durch und durch korrupten Schweizer Politik, das von gewissen Zeitungen gezeichnet werde, entspreche in keiner Weise der Realität. Der BDP-Nationalrat sprach sich im Interview zudem für mehr Transparenz bei der Parteienfinanzierung aus.

Le Matin Dimanche:

Baufirmen haben laut Le Matin Dimanche einen Weg gefunden, um den Gesamtarbeitsvertrag zu umgehen. Sie stellen Arbeiter in 10- oder 20-Prozent-Pensen ein, lassen diese dann aber Vollzeit arbeiten. Im Fall einer Kontrolle geben sie an, die Angestellten würden gerade ihre vier oder acht Stunden Arbeitsdienst leisten. Das macht es für die Kontrolleure schwierig, einen Regelverstoss zu beweisen. Gemäss der Genfer Gewerkschaft SIT verursacht diese Praxis für AHV und IV einen Verlust von rund fünf Milliarden Franken pro Jahr.

Schweiz am Sonntag:

Zur Begrenzung der Zuwanderung ist SVP-Vizepräsident Christoph Blocher bereit, über eine Schutzklausel zu diskutieren. Diese sei ihm von einzelnen Unternehmern als mögliche Lösung präsentiert worden. Die Schweiz könnte eine solche bei einer übermässig grossen Zuwanderung anrufen. Referenzgrösse dafür wäre der Mittelwert der Zuwanderung aller 28 EU-Staaten. Laut Blochers Informanten könnte man so für die Schweiz auf rund 21’000 Personen kommen. Solche Vorschläge seien zu prüfen, sagte Blocher im Interview mit der Schweiz am Sonntag. Doch die Frage sei, ab wann die beschlossene Kontingentierung und der Inländerschutz gelten solle. «Dieser Sockel müsste sehr tief liegen.»

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