Der Hörgerätehersteller Sonova steht vor einer Teillösung seines Problems mit fehlerhaften Hörgeräte-Implantaten seiner US-Tochter. In einem grossen Teil der 27 offenen Gerichtsfälle mit Schadenersatzforderungen konnte eine aussergerichtliche Einigung erzielt werden.
Konkrete Angaben zur Höhe der Zahlungen macht Sonova nicht. 2009 kaufte Sonova den Hörimplantatehersteller Advanced Bionics für umgerechnet 510 Mio. Franken. Das US-Unternehmen hatte bis zum Produktrückruf 2006 zahlreiche Hörimplantate schlechter Qualität ausgeliefert und war in der Folge mit Klagen erboster Kunden eingedeckt worden.
Nun konnte mit der Mehrheit der Kläger eine Einigung erzielt werden. Fälle, in denen minderjährige Patienten betroffen sind, müssen noch von Gerichten genehmigt werden. Über Einzelheiten der Vereinbarungen wurde Stillschweigen vereinbart.
Konzernchef Lukas Braunschweiler erklärte am Montag im Gespräch mit Finanznachrichtenagentur awp, damit seien derzeit weltweit noch weniger als zehn Innenohrimplantate-Haftpflichtfälle offen.
Garantiefrist läuft noch
Das Problem wird Sonova auch weiterhin beschäftigten, weil die offizielle Garantiefirst für die Geräte für Erwachsene noch bis 2016 und für Kinder noch länger läuft. Braunschweiler rechnet denn auch damit, dass Garantiefälle für die fehlerhaften Cochlea-Implantate Sonova noch sechs bis sieben Jahre begleiten werden.
Eingeschlossen in die am Montag veröffentlichte Einigung ist auch der Fall einer einzelnen Patientin, der Ende April von einem amerikanischen Geschworenengericht erstinstanzlich eine Schadenersatzzahlung von 7,25 Mio. Dollar zugesprochen worden war. Gegen dieses Urteil hatte Sonova aufgrund des hohen Schadenersatzanspruchs Einsprache erhoben.
Nach dem Gerichtsentscheid erhöhte Sonova auch die zuvor im Zusammenhang mit dem Produkterückruf getätigten Rückstellungen von 52 Mio. Fr. auf 250 Mio. Franken. Fürs Geschäftsjahr 2012/13 verzeichnete Sonova deshalb einen Einbruch des Betriebsergebnisses (EBITA) um 42 Prozent.
Konzernchef Braunschweiler sprach am Montag von «sehr positiven Neuigkeiten» und einem «wichtigen Schritt». Die getätigten Rückstellungen würden die gesamten Kosten decken, inklusive Anwaltskosten. 80 bis 90 Prozent der Schadensfälle werden laut Braunschweiler standardmässig durch Garantiezahlungen erledigt.
Zwischen 2003 und 2006 waren laut früheren Angaben weltweit rund 4000 der fehlerhaften Geräte implantiert worden. Der weitaus grösste Teil der betroffenen Geräte wurde im Rahmen der zehnjährigen Garantiefrist explantiert und eine bedeutende Anzahl der Fälle wurde bereits in den vergangenen Monaten durch aussergerichtliche Vergleiche gelöst.