Sotschi will sich als exotischer Wintersportort etablieren

Erst Skifahren mit Blick aufs Schwarze Meer, am Abend unter Palmen am Strand liegen: Sotschi will sich mit Hilfe der Olympischen Spiele als Wintersport-Destination mit subtropischem Klima etablieren.

Erst Schnee, dann Palmen: Sotschis Lage ermöglicht es (Bild: Si)

Erst Skifahren mit Blick aufs Schwarze Meer, am Abend unter Palmen am Strand liegen: Sotschi will sich mit Hilfe der Olympischen Spiele als Wintersport-Destination mit subtropischem Klima etablieren.

Schneebedeckte Berge und palmengesäumte Strände – schon seit langem gilt die Olympia-Region am Schwarzen Meer als Erholungsgebiet. Hunderttausende verbringen hier ihre Sommerferien oder reisen zur Kur in eines der prächtigen Thermalbäder. Seit den Sowjetzeiten verfügt in Sotschi auch jeder Kremlchef über eine offizielle Residenz.

Die Stadt mit ihren Steinstränden liegt auf dem gleichen Breitengrad wie Nizza. Dank ihrer Lage an der Küste bleibt es aber auch in der heissesten Sommerzeit bei einer durchschnittlichen Maximaltemperatur von 27 Grad angenehm. Und weil die Berge die Region vor starken Winden schützen, ist es selbst in den Wintermonaten Januar und Februar bei 3 bis 10 Grad verhältnismässig mild.

Längst will Sotschi aber nicht mehr nur als Bade- und Kurort wahrgenommen werden. Innerhalb von nur sechs Jahren wurden die Stadt und die Bergregion um Krasnaja Poljana winter- beziehungsweise olympiatauglich gemacht: Die touristische Infrastruktur wurde um insgesamt 27’000 Hotelzimmer respektive 42 neue Hotelbauten erweitert. Es entstand ein Resort, das die Verantwortlichen mit klangvollen Skigebieten in den Alpen vergleichen. «In Krasnaja Poljana bauen wir unser eigenes Courchevel», kündigte der milliardenschwere Unternehmer Wladimir Potanin selbstbewusst an. Auf eine internationale Kundschaft scheint die Region allerdings (noch) nicht vollumfänglich ausgerichtet zu sein. Denn trotz eines gross angekündigten Englisch-Programms für Taxifahrer oder Polizisten spricht bislang kaum ein Einwohner eine Fremdsprache.

Seit 1937 gehört Sotschi zur Region Krasnodar, die auch als Kornkammer oder Riviera Russlands bezeichnet wird. Nur rund zwei Drittel der 340’000 Einwohner Sotschis sind Russen; mit 20 Prozent sind die Armenier die grösste Minderheitengruppe. Mittlerweile erstreckt sich Sotschi an der östlichen Schwarzmeerküste über 145 Kilometer, was es zur längsten Stadt Europas macht.

Der Hauptkamm des Kaukasus-Gebirges ist von der Küste lediglich 30 bis 40 Kilometer entfernt. Vier Bergflüsse schlängeln sich auf dem heutigen Stadtgebiet von Sotschi, das bis zum 15. Jahrhundert den georgischen Königen gehörte, zum Schwarzen Meer. Im Süden ist die russische Grenze zur von Georgien abtrünnigen Republik Abchasien vom Stadtzentrum Sotschis lediglich 30 Kilometer entfernt.

Von der internationalen (Sport-)Bühne wird Sotschi nach den Olympischen Spielen vorerst nicht verschwinden. Denn schon Anfang Juni lädt Präsident Wladimir Putin die Regierungschefs der wichtigsten Industrienationen der Welt zum G8-Gipfel in seine Olympiastadt ein. Am 12. Oktober wird im Rahmen der Formel-1-WM rund um den Olympiapark erstmals der Grand Prix von Russland ausgetragen; in vier Jahren ist Sotschi einer der elf Spielorte der Fussball-WM in Russland.

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