Politisch absolut unkorrekt. Widerlich, pornographisch und ekelerregend. Willkommen in der Welt von Trey Parker und Matt Stone, in der Welt von South Park. Die Kultserie hat endlich das langersehnte Spiel bekommen. Und es ist genau so verwerflich wie die Serie – ein riesiger Spass also.
Der grosse Wizard King Cartman behütet den legendären allmächtigen (titelgebenden) «Stick of Truth». Doch die bösen Elfen rund um den Elfenkönig Kyle klauen den Stab. Später tauchen auch noch Aliens und entführen verschiedene Dorfbewohner von South Park. Nachdem das Alienraumschiff in die lokale Mall geknallt ist, versucht die Regierung, den Vorfall zu vertuschen und erklärt, dort würde bloss eine neue Taco Bell Filiale gebaut. Den Kindern rund um Cartman, Kyle, Stan und Kenny wird bald bewusst, dass sie zusammen spannen müssen, wenn sie eine Invasion durch Nazi Zombies verhindern wollen…
Klingt durchgeknallt? Logo – «South Park – The Stick of Truth» ist quasi eine interaktive Folge der legendären Animationsserie.
Die Story stammt aus der Feder von Trey Parker und Matt Stone – den Erfindern der Serie. Und für die ganze Technik wurden absolute Profis angeheuert: Obsidian Entertainment. Die haben gewaltige Erfolge in ihrem Palmares: Star Wars: Knights of the Old Republic; und Fallout: New Vegas. Damit ist für ein echtes Spiele-Highlight vom Feinsten gesorgt.
Spezialangriffe, Shit-Storms, Jesus – einfach keine Tabus
Die Spielmechanik ist ziemlich simpel: Basis ist ein rundenbasiertes Rollenspiel. Wie im Genre üblich, gilt ein einfaches «Schere, Stein, Papier»-Schema. Je nach Klasse stehen dabei unterschiedliche Angriffe zur Auswahl. Wo sich aber «The Stick of Truth» von anderen Rollenspielen abhebt, ist in der Ausgestaltung der Spezialangriffe. Fans der Serie ahnen natürlich, worauf dies hinaus läuft. Vom sprichwörtlichen Shit-Storm über Mr. Slave’s Rawhide Whip bis zum Jesus Summon Crossfire Angriff, bei dem Jesus persönlich mit einer M-16 auf die Gegner schiesst. An Ekel und Absurdität sind die Kämpfe nicht zu übertreffen.
Die Genialität von South Park liegt ja gerade darin, dass die Macher absolut keine Tabus und Grenzen kennen. Ob Politik oder Körperflüssigkeiten – alles darf. Und so wird auch hier mit Ekelhaftem nicht gegeizt. Allerdings kommt an dieser Stelle ein Wermutstropfen: Aus absolut unerfindlichen Gründen ist die Konsolenfassung des Spiels zensiert. Zu Recht haben denn auch Parker und Stone diese Zensur als heuchlerischen Doppelstandard angeprangert und entsprechende Texte während den zensierten Sequenzen einblenden lassen.
An dieser Stelle deshalb ein grosses Pfui für die Verstümmelung!
Es entbehrt tatsächlich nicht einer gewissen Ironie, wenn in einer Industrie, in der brutalste Gewalt zu den Hauptumsatzträgern gehört, sofort der moralische Zeigefinger montiert wird, wenn ein paar ekelhafte Fäkalwitze mit stilisierten Comicfiguren gemacht werden. An dieser Stelle deshalb ein grosses Pfui für diese Verstümmelung!
«The Stick of Truth» macht riesigen Spass. Fans der Serie entdecken in jeder Szene Referenzen an Fernsehfolgen und Neulinge lachen sich ab der absurden Story krumm. Besonders anspruchsvoll ist die grundlegende Rollenspielmechanik nicht, das machen andere Titel viel besser. Doch hier geht es einfach nur um eine gnadenlos witzige Story im South Park Universum.
Und so ist «The Stick of Truth» trotz Zensur eine der besten Umsetzungen einer Fernsehserie (oder auch eines Kinofilms). Anders als bei den meisten lieblosen Lizenzspielen bleibt das Game von A bis Z dem Geist der Serie treu und unterhält auf der ganzen Linie.
Weil ich schon lange nicht mehr so oft gelacht habe beim Spielen, gibt’s einen Spieltrieb-Faktor von 8 von 10 Punkten.
Titel: South Park: The Stick of Truth
Plattform: PS3 (getestet), XBOX360, PC
Spieler: 1
PEGI: Ab 18 Jahren
Preis: ca. 69 Franken
Das Cover