Führende Sozialisten in Frankreich haben die Interview-Äusserungen des wegen Bestechungsvorwürfen unter Druck stehenden Ex-Staatschefs Nicolas Sarkozy scharf kritisiert. Dieser hatte das Verfahren gegen ihn als Machenschaft einer parteilichen Justiz gebrandmarkt.
Sarkozy habe der Justiz des Landes mit seinen Vorwürfen der Parteilichkeit gegen eine Untersuchungsrichterin «übel mitgespielt», sagte Parlamentspräsident Claude Bartolone am Donnerstag im Sender i-Télé. «Wenn man früherer Staatschef ist, dann macht man die Republik und eine ihrer Institutionen nicht herunter.»
Sozialistenchef Jean-Christophe Cambadélis sagte dem Sender RTL, dass für Sarkozy die Unschuldsvermutung gelte, gebe ihm nicht das Recht, Richter, die Regierung und Staatschef François Hollande zu «beleidigen». Sarkozy habe versucht, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit von den Korruptionsvorwürfen gegen ihn abzulenken.
Sarkozy hatte am Mittwochabend in einem Fernseh- und Radio-Interview die Bestechungsvorwürfe gegen ihn als «grotesk» zurückgewiesen und eine «politische Instrumentalisierung eines Teils der Justiz» angeprangert. Insbesondere zog er die Unparteilichkeit einer der gegen ihn ermittelnden Untersuchungsrichterinnen in Zweifel.
Der frühere Staatschef hatte bereits früher deutlich gemacht, dass er die Regierung seines sozialistischen Nachfolgers François Hollande hinter dem Vorgehen der Justiz gegen ihn sieht.
«Bekannte Strategie»
Regierungssprecher Stéphane Le Foll sprach am Donnerstag von einer bei Sarkozy «bekannten Strategie», zum «Gegenangriff» überzugehen, wenn er in Bedrängnis sei. Le Foll betonte erneut die Unabhängigkeit der Justiz. «Es gibt eine juristische Prozedur, und die muss zu Ende gebracht werden, damit die Dinge klar sind.»
Gegen Sarkozy war in der Nacht zum Mittwoch ein formelles Ermittlungsverfahren wegen Korruptionsverdachts eingeleitet worden. Zuvor war er rund 15 Stunden im Polizeigewahrsam verhört worden, eine Premiere für einen französischen Ex-Präsidenten.
Sarkozy und sein Anwalt sollen versucht haben, von einem leitenden Staatsanwalt an Frankreichs Oberstem Gerichtshof illegal Informationen aus einem laufenden Gerichtsverfahren zu erhalten. Dem Staatsanwalt soll im Gegenzug ein Posten in Monaco in Aussicht gestellt worden sein.