Die frostige Nacht auf Donnerstag hat an den Reben im Wallis grosse Schäden hinterlassen. In sämtlichen Rebbergen zwischen Martigny und Visp gibt es laut dem kantonalen Weinbauamt Schäden, nicht zuletzt weil die Rebstöcke wegen der Wärme früh Laub trugen.
Schon die Nacht auf Mittwoch war kalt. Von den rund 5000 Hektaren Reben im Wallis wurden auf rund 550 Hektaren Schäden festgestellt, wie das kantonale Weinbauamt mitteilte. Von der noch kälteren Nacht auf Donnerstag waren dann weit mehr Reben betroffen. Die jetzt betroffene Flächen konnte das Amt noch nicht berechnen.
«Katastropale Situation»
Pierre-Antoine Héritier, der Präsident des Verbandes der Walliser Weinbauern, sprach von einer «katastrophalen Situation». Die erste Frostnacht habe Reben in tiefen Lagen erwischt. Nach der vergangenen Nacht seien nun auch höher gelegene Weinberge beschädigt. Weder Beheizung noch Besprengung hätten etwas genützt.
Grund für die Schäden ist laut Weinbauamt das zuvor milde Frühlingswetter. Die Rebstöcke trieben früher als gewöhnlich aus. Der Vorsprung betrug gegenüber dem Zehn-Jahre-Mittel rund zwei Wochen. Da auch die Nacht auf Freitag kalt werden sollte, befürchtete das Weinbauamt noch grössere Schäden.
Das genaue Ausmass des Schadens will das Amt erst schätzen, wenn die Kältewelle vorbei ist. Vom Frost heimgesuchte Weinbauern könne das Amt für Strukturverbesserungen unterstützen, schrieb es. Ebenso will das Amt die Weinbauern über die Pflege von vom Frost beschädigten Reben informieren.
Beim Obst zu früh für Bilanz
Auch das Walliser Amt für Obstbau ist daran, sich einen Überblick über Frostschäden zu verschaffen – eine vollständige Bilanz ist aber noch nicht möglich. Auch für den Verband Schweizer Obst ist es zu früh für eine Bilanz.
Sprecher David Stacher sagte aber auf Anfrage, es gebe mit Sicherheit Gebiete, in denen es zu kalt gewesen sei. Der Frost gefährde alle Obstkulturen, von Erdbeeren über Äpfel, Birnen, Kirschen und Aprikosen bis zu den Zwetschgen.
Kalte Nacht
Die Schweiz hat eine für die Jahreszeit extrem kalte Nacht hinter sich. In Visp VS, Rünenberg BL, Elm GL, Andermatt UR, Arosa GR und auf dem Hörnli im Zürcher Oberland gab es Kälterekorde für die zweite Aprilhälfte. In Visp registrierte MeteoNews -5,3 Grad. Das war so wenig wie nie mehr in der zweiten Aprilhälfte seit 1997.
Im Mittelland hielten sich die Minustemperaturen in Grenzen, weil in der Nacht eine schwache Bise wehte. Deshalb konnte sich kalte Luft nicht oder nur bedingt in Kaltluftseen ansammeln.
Für das Mittelland wurden bei den üblichen Messungen zwei Meter über Boden Tiefstwerte von -1 bis -4 Grad registriert. Nur am Genfersee und im Tessin blieb es teils frostfrei. In den Alpen lagen die Minustemperaturen im zweistelligen Minusbereich.
Noch nicht vorbei
Die kommende Nacht dürfte laut MeteoNews wiederum klar sein, zudem lässt die Bise nach. Damit seien am Freitagmorgen noch etwas tiefere Temperaturen als am Donnerstag zu erwarten.