Spaniens Beziehungen zu Argentinien sind auf dem Tiefpunkt. Madrid droht mit harten Gegenmassnahmen, weil Buenos Aires die Tochter des spanischen Ölmultis Repsol verstaatlichen will. Der Ölkonzern verlangt Entschädigung.
In dem eskalierenden Streit über die Verstaatlichung von YPF, der grössten Ölfirma in Argentinien, hat Spanien wirtschaftliche Vergeltung angekündigt. Die erboste Regierung in Madrid drohte am Dienstag bereits für die kommenden Tage mit Konsequenzen auf diplomatischer Ebene sowie im Bereich Industrie und Energie.
Der spanische Industrieminister José Manuel Soria bezeichnete das argentinische Vorgehen als „eine eindeutig feindselige Geste“. Die Regierung bestellte den argentinischen Botschafter ein.
EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso forderte Argentinien eindringlich dazu auf, die mit Spanien geschlossenen Abkommen zum Schutz von Investitionen einzuhalten. Die EU verschob ein für diese Woche angesetztes Treffen mit Argentinien auf unbestimmte Zeit.
Der Streit um das Tochterunternehmen YPF sei zwar eine bilaterale Angelegenheit, sagte eine Kommissions-Sprecherin. Aber die EU gebe Spanien politische Unterstützung, während alle Möglichkeiten in dem Konflikt untersucht würden.
Grösste Verstaatlichung seit Yukos
Argentiniens Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner hatte am Montagabend die Verstaatlichung der Repsol-Tochter YPF angekündigt und diese mit der Bedeutung der Energieversorgung begründet. Mit dem Schritt erfreute sie zwar viele Landsleute, brachte jedoch zahlreiche ausländische Regierungen und Investoren gegen sich auf.
Branchenexperten zufolge handelt es sich um die grösste Verstaatlichung im Energiesektor, seit Russland vor rund zehn Jahren den Ölkonzern Yukos des damaligen Magnaten Michail Chodorkowski unter die Kontrolle des Kreml brachte.
Repsol verlange eine „schnelle und angemessene“ Entschädigung, sagte der Präsident des Unternehmens, Antonio Brufau, in Madrid. Diese müsse mindestens dem Wert des Firmen-Anteils an YPF von über 10 Milliarden Dollar entsprechen. Repsol gehören 57 Prozent an YPF.