Kurz vor dem Gründungstag der „Empörten“-Bewegung in Spanien haben am Samstag in zahlreichen Städten Tausende Menschen gegen die Sparmassnahmen der Regierung protestiert. In der Hauptstadt Madrid versammelten sich die Demonstranten auf dem zentralen Platz Puerta del Sol, wo eine grosse Kundgebung stattfand.
Zu Trommelklängen protestierten die Menschen in Madrid gegen die politische Klasse und riefen Slogans wie „Sie vertritt uns nicht“ oder „Nehmt die Strasse ein“. Vier Tage lang wollen die Demonstranten auf dem Platz, auf dem vor einem Jahr die Bewegung entstand, eine „permanente Versammlung“ abhalten.
„Es ist wichtig zu zeigen, dass wir immer noch da sind“, sagte eine 23-jährige Demonstrantin. Die Behörden verbieten eine ständige Besetzung des Platzes und fordern, dass die Demonstration jeden Abend um 22.00 Uhr (Ortszeit) endet.
Auch in Barcelona demonstrierten rund 20’000 Menschen im Stadtzentrum. Insgesamt fanden Proteste in rund 80 spanischen Städten statt – darunter in Bilbao, Malaga und Sevilla.
Jeder Vierte arbeitslos
Die Menschen protestieren gegen die Politik des konservativen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy. Dieser will mit rigorosen Massnahmen im laufenden Jahr mehr als 27,3 Milliarden Euro einsparen. Erst Ende April kündigte die Regierung an, die Bildungsausgaben um drei Milliarden Euro kürzen zu wollen.
Spanien wurde von der Finanzkrise hart getroffen. Die Arbeitslosigkeit liegt in dem Land derzeit bei 24,4 Prozent. Bei den Jugendlichen unter 25 ist sogar jeder Zweite ohne Arbeit. Die „Empörten“ planen bis zum 15. Mai, dem Jahrestag ihrer Gründung, zahlreiche Proteste.
Nicht nur in Spanien
In Portugal gingen ebenfalls mehrere Tausend Menschen auf die Strasse. In der Hauptstadt Lissabon versammelten sich am Abend 2000 Demonstranten. Weitere Proteste fanden in den Städten Porto, Coimbra und Faro statt. Portugal wurde wie das Nachbarland Spanien von der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise schwer getroffen. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 15 Prozent.
Auch in London protestierten Hunderte Menschen gegen Sparpläne der Regierung unter dem konservativen Premierminister David Cameron und die Macht der Banken.
Sie versammelten sich vor der St. Paul’s Cathedral, wo die „Occupy“-Bewegung bis Ende Februar ein Protestcamp hatte, das dann aber von der Polizei aufgelöst wurde. „Nieder mit dem Raubtierkapitalismus“ und „Erst das Volk, dann die Profite“ war auf Spruchbändern zu lesen.
Mini-Demonstrationen fanden zudem in Zürich und Frankfurt statt. Am Paradeplatz war es nur ein knappes Dutzend Leute, vor der Frankfurter Börse an die 50.