Spanische Schriftsteller und Intellektuelle haben beklagt, dass die Madrider Regierung für das derzeitige Cervantes-Jahr bisher kein offizielles Programm vorgestellt hat. Eine vor einem Jahr dafür eingesetzte Kommission hat offenbar noch nichts Handfestes erarbeitet.
«Wir sollten Cervantes lieber den Engländern überlassen», schlug der Schriftsteller und Historiker Javier Cercas am Donnerstag mit bitterer Ironie in der Zeitung «El País» vor. «Die Engländer würden ihn besser behandeln.»
Spanien feiert 2016 ein «Cervantes-Jahr», weil sich am 22. April zum 400. Mal der Todestag des Schriftstellers Miguel de Cervantes, des Autors des «Don Quijote», jährt. Eine Kommission, die dazu im April 2015 eingerichtet worden war und dem Madrider Kulturministerium angegliedert ist, hat bisher noch kein detailliertes Programm vorgelegt.
Der Schriftsteller Javier Marías («Mein Herz so weiss») beklagte, Spanien behandle seine kulturellen Grössen wie Cervantes mit Undankbarkeit und lasse sie in Vergessenheit geraten. «In den vergangenen vier Jahren haben wir eine ablehnende Haltung gegenüber der Welt der Kultur erlebt, die vergleichbar ist mit der Feindschaft, die es während der Franco-Diktatur (1939-1975) gegeben hatte.»
Arturo Pérez Reverte («Der Club Dumas») ergänzte: «Alle spanischen Regierungen der jüngsten Vergangenheit haben die Kultur verachtet, aber die jetzige greift die Kultur sogar an.»