Der spanische Filmemacher Jess Franco, der bei mehr als 200 Spielfilmen mitwirkte, ist tot. Wie Mitarbeiter des Cineasten mitteilten, erlag der Regisseur am Dienstag im Alter von 82 Jahren in Málaga den Folgen eines Schlaganfalls.
Franco, der auch als Drehbuchautor, Schauspieler und Komponist von Filmmusik wirkte, galt als einer der produktivsten Filmemacher in der spanischen Kinogeschichte. Seine Werke fanden beim breiten Publikum wenig Anerkennung, genossen aber bei Filminteressierten ein beträchtliches Renommee.
Der Regisseur, der eigentlich Jesús Franco hiess und unter zahlreichen Pseudonymen arbeitete, drehte Horrorfilme und Psychothriller, die er häufig mit pornografischen Elementen anreicherte. Einige seiner Werke sind auch reine Porno-Streifen. Als sein bedeutendster Film gilt «Necronomicon» (1967).
Der Regisseur fühlte sich in Spanien lange Zeit verkannt. Daher produzierte er viele Filme in anderen Ländern wie Frankreich, Deutschland, Portugal, Italien, in den USA und der Schweiz. In der Schweiz verbindet sich sein Name insbesondere mit dem in Glarus geborenen Zürcher Filmproduzenten Erwin C. Dietrich.
Thriller mit Kinski in Zürich
Dietrich hatte in den 70er Jahren neue Filmfirmen wie Avco Film, Elite Film und Ascot Film gegründet. Zwischen 1975 und 1977 entsprangen der Kooperation von Dietrich und Franco 15 Filme – mit Titeln wie «Mädchen im Nachtverkehr», «Frauengefängnis» oder «Die Liebesbriefe einer portugiesischen Nonne».
Franco sei dafür berühmt gewesen, mehr als einen Film zur gleichen Zeit zu drehen, schreibt Dietrich auf seiner Homepage – dies sei soweit gegangen, dass auch die Schauspieler manchmal nicht mehr gewusst hätten, an welchem Film sie gerade mitwirkten.
Im Thriller «Jack the Ripper – Der Dirnenmörder von London» (1976), der in Zürich gedreht wurde, arbeiteten prominente Darsteller wie Klaus Kinski unter Francos Regie. Der Filmemacher wurde schliesslich auch in seiner Heimat geehrt: 2009 erhielt er den höchsten Filmpreis Spaniens, den Goya, für sein Lebenswerk.