Spekulationen um Papst-Rücktritt wegen geheimem Schwulennetzwerk

Wenige Tage vor dem Rücktritt von Papst Benedikt XVI. kommen im Zuge der Vatileaks-Affäre neue Details ans Licht. Wie die Zeitung „La Repubblica“ am Donnerstag berichtete, könnte Benedikts Rücktritt mit einem geheimen Schwulennetzwerk im Vatikan zu tun haben.

Monsignore Ettore Balestrero (Archiv) (Bild: sda)

Wenige Tage vor dem Rücktritt von Papst Benedikt XVI. kommen im Zuge der Vatileaks-Affäre neue Details ans Licht. Wie die Zeitung „La Repubblica“ am Donnerstag berichtete, könnte Benedikts Rücktritt mit einem geheimen Schwulennetzwerk im Vatikan zu tun haben.

Am Freitag degradierte Benedikt jedenfalls den im Staatssekretariat einflussreichen Monsignore Ettore Balestrero. Balestrero war massgeblich an den Beziehungen der Vatikanbank ins Ausland beteiligt. Er soll nun Gesandter in Kolumbien werden, was als eindeutige Degradierung zu verstehen ist.

Wie „La Repubblica“ berichtete, sollen Kardinäle in dem Schwulennetzwerk wegen ihrer „sexuellen Orientierung“ durch Laien erpressbar gewesen sein. Die Zeitung bezieht sich auf einen 300-seitigen Geheimbericht zur sogenannten Vatileaks-Affäre, den drei Kardinäle am 17. Dezember dem Papst vorlegten. In dem Bericht wird auch Balestrero genannt.

Einer der Kardinäle, Julián Herranz aus Spanien, habe gegenüber Benedikt XVI. bereits am 9. Oktober von „Homosexualität“ gesprochen. Laut dem Blatt „Panorama“ soll das Schwulennetzwerk „das am weitesten verzweigte und einflussreichste innerhalb der Kurie“ sein.

Begünstigung wegen Homosexualität

Laut „La Repubblica“ sollen bestimmte Prälaten „Einfluss von aussen“ durch Laien ausgesetzt gewesen sein, zu denen sie Beziehungen „weltlicher Natur“ unterhalten hätten. Den Presseberichten zufolge soll es auf Basis homosexueller Beziehungen Begünstigungen bestimmter kirchlicher Würdenträger gegeben haben.

Zwei Tage nach dem Gespräch mit Herranz hielt der Papst im Oktober eine pessimistische Rede, in dem er die Metapher von „faulen Fischen“ verwendete, die im Netz der Kirche gefangen würden.

Der Vatikan wollte die Presseberichte nicht kommentieren. Vatikansprecher Federico Lombardi teilte mit, dass es derzeit zu den entsprechenden Berichten weder „Dementis noch Kommentare noch Bestätigungen“ gebe. Ausserdem gäben die drei Kardinäle keine Interviews.

Offiziell tritt Benedikt zurück, weil er sich dem Amt aus Alters- und Gesundheitsgründen nicht mehr gewachsen fühlt.

Laut der Zeitung „La Stampa“ will der Papst die drei Kardinäle vor seinem Rücktritt Ende Februar erneut empfangen. Der Inhalt des Berichts könnte demnach zudem Thema eines Kardinalstreffens zur Vorbereitung des Konklaves zur Wahl eines neuen Papstes sein.

Vatileaks wirkt fort

In der Vatileaks-Affäre waren geheime Dokumente des Papstes kopiert und aus dem Vatikan geschmuggelt worden. Sein Kammerdiener Paolo Gabriele wurde deswegen im Oktober zu 18 Monaten Haft verurteilt und später von Benedikt XVI. begnadigt.

Bis zum Rücktritt des Papstes am kommenden Donnerstag ist damit zu rechnen, dass in den Medien weiter über die Beweggründe des 85-jährigen Oberhaupts der katholischen Kirche spekuliert wird. Die Zeit vor der Wahl eines neuen Papstes wird in der italienischen Presse häufig von Gerüchten und Klatsch begleitet.

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