Das Genfer Strafgericht hat den ehemaligen Polizeichef von Guatemala am Freitag zu lebenslanger Haft verurteilt. Sie sprachen den schweizerisch-guatemaltekischen Doppelbürger Erwin Sperisen direkt oder indirekt schuldig am Mord an sieben Häftlingen.
Sein Motiv wurde als «egoistisch und aussergewöhnlich niederträchtig» beurteilt genauso wie sein ganzes Handeln als ehemaliger Polizeichef, wie die Richter in ihrem Urteil festhielten.
Sperisen soll im September 2006 bei der Erstürmung des Gefängnisses Pavon einen Häftling eigenhändig ermordet haben und in sechs weiteren Fällen als Mittäter agiert haben.
Die sieben Häftlinge seien Opfer aussergerichtlicher Hinrichtungen geworden, befand das Gericht. Es stützte sich dabei auf zahlreiche Zeugen, die es als glaubwürdig einstufte. Sperisens einzige Verteidigung sei gewesen, zu beteuern, dass die Zeugen lügten.
Bei der Höhe der Strafe berücksichtigte das Strafgericht insbesondere die Schwere der Taten, die Zahl der Opfer und die fehlende Empathie des Angeklagten gegenüber den Gefangenen.
Freigesprochen wurde Sperisen dagegen vom Vorwurf des Mordes an drei Häftlingen, die im Oktober 2005 aus dem Gefängnis «El Infiernito» ausgebrochen waren und später erschossen wurden. In diesen Fällen kamen die Richter zum Schluss, dass die vorliegenden Fakten nicht genügten, um Sperisen schuldig zu sprechen.
2007 geflohen
Der 43-jährige Sperisen war von Juli 2004 bis März 2007 Chef der «Policia National Civil» (PNC) in Guatemala. Eine UNO-Kommission warf ihm vor, Drahtzieher von aussergerichtlichen Hinrichtungen gewesen zu sein und zusammen mit anderen hohen Funktionären des Landes eine kriminelle Organisation gebildet zu haben.
Im April 2007 floh Sperisen nach seinem Rücktritt als Polizeichef nach Genf, wo er seit mehreren Jahren im Visier einer Koalition von von Nichtregierungsorganisationen (NGO) war, die ihn aufspüren und vor Gericht bringen wollte. Im August 2012 wurde Sperisen von der Genfer Justiz verhaftet und wegen zehnfachen Mordes angeklagt.
Sperisen bestritt die Vorwürfe und beteuerte während des dreiwöchigen Prozesses immer wieder seine Unschuld. Die Verteidigung forderte einen Freispruch.