Spiel mir das Lied zum Film

Ennio Morricone lässt sein Lebenswerk Revue passieren und bringt seine «50 Years of Music» ins Zürcher Hallenstadion. Aus diesem Grund erinnern wir an 7 unvergessliche Klassiker des italienischen Filmmusik-Giganten: Von «Spiel mir das Lied vom Tod» über «Mein Name ist Nobody» bis «Chi Mai». Ennio Morricone trat im Zürcher Hallenstadion auf. Der italienische Filmmusikkomponist dirigierte […]

Tritt im Hallenstadion auf: Ennio Morricone.

Ennio Morricone lässt sein Lebenswerk Revue passieren und bringt seine «50 Years of Music» ins Zürcher Hallenstadion. Aus diesem Grund erinnern wir an 7 unvergessliche Klassiker des italienischen Filmmusik-Giganten: Von «Spiel mir das Lied vom Tod» über «Mein Name ist Nobody» bis «Chi Mai».

Ennio Morricone trat im Zürcher Hallenstadion auf. Der italienische Filmmusikkomponist dirigierte ein 160-köpfiges Ensemble aus Orchester und Chor durch seine grossen Klassiker. Wer wie unsereiner nicht hinfuhr, kann sich trösten: Hier sind 7 unvergessliche Kompositionen des grössten Filmmusikkomponisten des 20. Jahrhunderts.

1. «The Good, The Bad and The Ugly», 1966

In unserem Sprachraum kennen wir den Film unter dem Titel «Zwei glorreiche Halunken», das italienische Original aber hiess weitaus lyrischer «Il buono, il brutto, il cattivo»: Die «Dollar-Trilogie» von Regisseur Sergio Leone begründete die fruchtbare Zusammenarbeit mit Ennio Morricone. Leone setzte den Spaghetti-Western bildgewaltig ins Cinemascope-Format, Morricone legte grandiose Musik darunter. Die beiden kannten sich seit ihrer Kindheit, besuchten dieselbe Schule, verloren sich danach aus den Augen. Und setzten ab 1964 Standards, die Einzug in die Populärkultur hielten.

2. «Man With A Harmonica» (1968)

Über 500 Filme hat der 85-jährige Italiener vertont, über 50 Millionen Platten verkauft. Ausgerechnet Hollywood zierte sich jahrelang, Morricone ein Denkmal zu setzen. Doch selbst für «Spiel mir das Lied vom Tod», seinen berühmtesten Klassiker, ging er bei den Academy Awards leer aus – weshalb ihm 2007 ein Ehrenoscar für sein Lebenswerk verliehen wurde. Morricone reagierte ganz unbescheiden: «Die Auszeichnung ist längst überfällig gewesen.» Play it again, Man!

3. «Once Upon A Time In The West» (1968)

Jedes Mal, wenn ich dieses Stück höre, geht mir das Herz auf. Weshalb ich in meinen jungen Jahren, als ich in Basler Clubs hinter den Plattentellern stand, die letzten Besucher vorzugsweise mit dieser Nummer in den Morgen entliess. Wehmütig und versöhnlich zugleich, dieser elfengleiche Gesang einer Sopranistin. Ein Stück wie ein Sonnenaufgang. Und dazu die Frage: Wann hatten Waldhörner im Film je eine tragendere Rolle?

4. «Mein Name ist Nobody» (1972)

Dass die Auftragsbücher von Morricone jahrelang so voll waren, lässt sich mit seiner herausragenden Qualität und seiner überbordenden Flut an Ideen erklären: Er verstand es, selbst mässigen Filmen fantastische Finessen unterzujubeln. «Mein Name ist Nobody» entstand ein weiteres Mal aus der Zusammenarbeit mit Sergio Leone. Allerdings ist dieser Sonntagnachmittags-Film aus unserer Jugend kein vergleichbares Meisterwerk zu Leones früheren Arbeiten. Das putzige Flötlein aber, das Morricone ins Arrangement einbaute, das pfeift uns heute noch eine gute Laune ein. Und damit schaffte es der Italiener 1972 sogar in die Schweizer Singles-Hitparade – zu einer Zeit, als die Franzosen von Air noch nicht mal eingeschult waren. Wer klugen Easy Listening liebt, weiss: nie mehr ohne Morricone.

5. «Chi Mai» aus «Le Professionel» (1981)

Vergisst man gerne, dass uns Morricone auch diesen Ohrwurm kredenzt hat: «Chi Mai». Die Melodie trug er schon in den 1960ern in seinem Kopf, 1971 baute er sie im Film «Maddalena» ein. Richtig bekannt aber wurde die Nummer 1982, als Luc Besson «Le Professionnel» ins Kino brachte, einen französischen Actionfilm mit Haudegen Jean-Paul Belmondo in der Hauptrolle. Hat man diese langsame Streichermelodie einmal gehört, kriegt man sie nicht mehr aus dem Kopf – und das trotz der, nun ja, irritierenden Schlagzeugsounds der 80er-Jahre.

6. «L’arena» aus «Kill Bill» (2004)

Morricone schaffte, was nur wenigen Filmmusik-Komponisten gelingt: Zur eigenen Marke zu werden. Ein Garant für Grandezza, ein Meister alter Schule, der auch Popmusiker beeinflusste: Gnarls Barkley nennen ihn ein Vorbild, ebenso das französische Easy-Listening-Duo Air oder die britischen Elektropopgruppen Goldfrapp und Portishead. Auch bei Filmemachern geniesst er Kultstatus: Quentin Tarantino zum Beispiel huldigt Morricone regelmässig, indem er Stücke des italienischen Komponisten in seine Filme einbaut. So zum Beispiel «L’arena». Morricone schrieb dieses Thema mit der markanten Mariachi-Trompete 1968, für Sergio Corbuccis Film «Il Mercenario». Weitaus bekannter wurde es aber erst 2004, als Tarantino es für den zweiten Teil von «Kill Bill» verwendete.

7. «Ancora Qui» aus «Django Unchained» (2013)

Die Bewunderung für Morricone reichte bei Tarantino so weit, dass er für seine letzte Regiearbeit, den Sklaven-Schrägstrich-Westernfilm «Django Unchained», gleich mehrere Stücke aus Morricones reichhaltigem Archiv einbaute. Zum Beispiel «The Braying Mule» aus Don Siegels Film «Ein Fressen für die Geier» (1970), ein Stück, worin Morricone Sitar-ähnliche Riffs mit Flötenklängen und Conga-Trommeln kombinierte. Der Clou auf Tarantinos Soundtrack war aber «Ancora Qui»: Ennio Morricone schrieb die Ballade eigens auf Anfrage des US-Regisseurs, scheute sich also auch mit 83 Jahren nicht, noch Notenpapier zur Hand zu nehmen und seiner Phantasie freien Lauf zu lassen.

Allerdings scheint die Bewunderung nicht gegenseitig zu sein: «Ich würde nicht mehr mit ihm arbeiten», sagte Morricone. Dem italienischen Maestro missfällt, dass Tarantino unterschiedlichste Musikstücke unter die Filme legt, es fehle die Kohärenz.

Nun, wir sind froh, dass sich die beiden überhaupt gefunden haben. Tarantino dafür, dass er uns Morricones Werke in seinen Filmen in Erinnerung gerufen hat. Und Morricone dafür, dass er für «Django Unchained» das Originalstück «Ancora Qui» beisteuerte, einer wunderbaren Italo-Ballade, gesungen von Elisa Toffoli, einer 35-jährigen Sängerin aus Triest.

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