Der Spitalverband H+ nennt die Einführung der Fallpauschalen einen Erfolg. Dennoch geht er mit Versicherern und Kantonen hart ins Gericht: Die Kassen hätten teilweise zu wenig Know-how, und ein „kantonaler Protektionismus“ verhindere die freie Spitalwahl.
Die Anfang 2012 eingeführten Fallpauschalen seien „ein Erfolg“, sagte H+-Präsident Charles Favre am Dienstag vor den Medien in Bern. Die technische Einführung sei praktisch reibungslos verlaufen, und die Umstellung habe für die meisten Kantone nur wenige Veränderungen gebracht.
Die Liste mit Problemen, die H+ im neuen System SwissDRG ortet, ist gleichwohl lang. Kritik übte Präsident Favre vor allem an den Preisverhandlungen. Während mit den Krankenkassen Helsana, Sanitas und KPT zahlreiche Verträge bestünden, gebe es noch kaum welche mit Kassen, die der santésuisse-Tochter tarifsuisse angeschlossen seien. Deshalb müsse vielerorts mit provisorischen Tarifen abgerechnet werden.
Unzufrieden sind die Spitäler aber auch mit einzelnen Kantonen. Favre sprach von einem „kantonalen Protektionismus“ bei ausserkantonalen Behandlungen. Weil nicht alle Kantone gleich viel bezahlen, wenn sich ihre Patienten in einem anderen Kanton behandeln lassen, funktioniere die freie Spitalwahl teilweise schlecht.
Der Zustand gleicht laut Favre einem „Wildwuchs bei den kantonalen Referenztarifen“ und sei „inakzeptabel“. Man habe sich deswegen bereits an Gesundheitsminister Alain Berset gewandt.
„Wenig Know-how bei den Kassen“
Vorwürfe erhob H+-Vizepräsident Werner Kübler auch an die Adresse der Krankenversicherer. Kübler ist Direktor der Universitätsspitals Basel und stört sich daran, dass Kassen bei den Spitälern viele unauffällige Rechnungen nachprüfen. Die Versicherer hätten zwar die Aufgabe zu prüfen, Kübler hält aber die Art und Weise für problematisch: „Die Versicherungen haben zum Teil wenig Know-how beim Nachfragen.“ Sie stellten immer wieder dieselben Fragen ohne klaren Fokus.
Ein weiteres Problem sieht Kübler im Abgeltungssystem. Dieses sei viel zu wenig differenziert. Als gutes Beispiel dient ihm Deutschland, wo viel deutlicher zwischen Universitätsspitälern mit komplexen, teuren Fällen und Zentrumsspitälern differenziert werde.