In Zukunft sollen mehr Jugendliche eine weiterführende Schule oder eine Berufslehre absolvieren. Dies erklärten Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann sowie die Arbeitgeber und die Gewerkschaften am Dienstag.
Erklärtes Ziel ist es, dass in Zukunft 95 Prozent aller Jugendlichen über einen Abschluss auf der Sekundarstufe II verfügen – also über eine berufliche Grundbildung, eine Berufsmatura, eine gymnasiale Matura oder einen Abschluss einer Fachmittelschule.
Damit soll dem Mangel an inländischen Fachkräften begegnet werden, der spätestens seit der Annahme der Zuwanderungsinitiative im vergangenen Jahr in aller Munde ist. Die Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) hatte bereits 2006 einen Anteil von 95 Prozent zu einem Ziel erklärt, das bis 2015 erreicht werden sollte.
«Bei den Schweizerinnen und Schweizern liegt der Anteil heute bei 96 Prozent, dort haben wir das Ziel also bereits erreicht», sagte EDK-Präsident Christoph Eymann am Dienstag vor den Medien in Bern. Bei den Jugendlichen mit Migrationshintergrund liege man aber noch unter der angestrebten Quote.
Geld für Prüfungsvorbereitung
In ihrer Erklärung halten die Kantone, der Bund, die Organisationen der Arbeitswelt sowie die Lehrerschaft zudem fest, dass der Fachkräftemangel auch auf der Ebene der Höheren Berufsbildung, also auf der Tertiärstufe, bekämpft werden soll.
Aus diesem Bereich rekrutiere die Wirtschaft ihre Kader und dort würden die künftigen Unternehmer ausgebildet, halten die Verbundpartner fest. Eine Massnahme hat der Bundesrat bereits ergriffen: Er schlägt vor, dass der Bund in Zukunft einen Teil der Kosten der Vorbereitungskurse für Berufs- und Höhere Fachprüfungen übernimmt. Die Vorlage ist derzeit in der Vernehmlassung.
Als besonders wichtig bezeichnete Schneider-Ammann zudem die Förderung der Berufsmaturität – konkrete Fördermassnahmen gibt es aber noch keine, zuerst wird mit einer Umfrage unter den Kantonen der Handlungsbedarf abgeklärt.
Ausfallquote verringern
Auch das am Dienstag verabschiedete «Commitment» enthält mehrere Absichtserklärungen, aber wenige konkrete Massnahmen. So soll der Berufsorientierung an den weiterführenden Schulen «vermehrt Beachtung geschenkt werden». Dazu zählen der Besuch von Berufsmessen, die Möglichkeit einer Schnupperlehre sowie Tage der offenen Tür in Betrieben.
Ausserdem soll die Ausfallquote während der beruflichen Grundbildung verringert werden. Die Berufsverbände sollen die Lehrabbruchquoten und Prüfungsmisserfolge in den einzelnen Berufen analysieren. An den Kantonen ist es dann, konkrete Massnahmen zu ergreifen.
Das Bildungsdepartement von Schneider-Ammann wies in einer Mitteilung vom Dienstag zudem auf die 2011 lancierte Fachkräfteinitiative hin. Diese kommt bisher eher mit kleinen Schritten voran. Deshalb sah sich der Bildungsminister in der Frühjahrssession im Ständerat auch mit harter Kritik konfrontiert. Gefordert wurde unter anderem «mehr Leadership» und «mehr Tempo».
Wohlwollende Zeugnisse
Nach dem Gipfeltreffen vom Dienstag erhielt Schneider-Ammann nur wohlwollende Zeugnisse ausgestellt: «Wir sind sehr dankbar, dass der Bildungsminister die Förderung der inländischen Fachkräfte zur Chefsache erklärt hat», sagte EDK-Präsident Eymann.
Der Präsident des Gewerkschaftsbundes, Paul Rechsteiner, liess es sich allerdings nicht nehmen, auf die Folgen des «Frankenschocks» hinzuweisen. «Die Auswirkungen auf das Lehrstellenangebot sind noch nicht absehbar.»