Die Zahl der Kriegsvertriebenen in Afghanistan wächst weiter sprunghaft an. Sie liegt laut einem in der Nacht auf Dienstag veröffentlichten UNO-Bericht nun bei mehr als 620’000 (seit Anfang 2015). Das sind rund 40’000 mehr als noch Mitte Dezember.
Vor 2015 waren bereits mehr als 1,2 Millionen Menschen auf der Flucht im eigenen Land. Fast die Hälfte aller Vertriebenen – 42 Prozent – hat die UNO im Norden des Landes gezählt. 28 Prozent wurden im Süden des Landes registriert, wo die radikalislamischen Taliban sich mit ihren Offensiven vor allem auf die Provinzen Helmand und Urusgan konzentrieren.
Humanitäre Helfer sprechen von einer Krise mit «tödlichen Konsequenzen». Mehr als die Hälfte der Vertriebenen seien Kinder.
Verstärkt wird die Krise vom unerwarteten Massenexodus afghanischer Flüchtlinge aus Pakistan und dem Iran, die 2016 zum Teil nach Jahrzehnten unfreiwillig in ihr kriegszerrissenes Land heimkehren mussten. Laut Internationaler Organisation für Migration (IOM) und dem UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR waren es rund eine Million Menschen.
Im jüngst erschienenen Bericht zu den «Humanitären Bedürfnissen 2017» ist die Rede von nunmehr 9,3 Millionen Afghanen in Not – ein Anstieg von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Inwiefern die massiven Binnenfluchtbewegungen und die unerwartet hohen Zahlen der unfreiwilligen Rückkehrer aus Pakistan und dem Iran die Migration Richtung Europa beeinflussen, ist noch nicht klar.