Hinterlassenschaften auf dem Handy wie Hautpartikel, Spuren von Öl oder Schmutz können viel über den Lebensstil des Nutzers verraten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von US-Forschern. Die Methode könnte eines Tages auch Kriminalisten helfen.
Für ihre Studie untersuchten die Forscher insgesamt 500 Proben, die sie von 39 Handys und der rechten Hand ihrer Besitzer nahmen. Mit Hilfe eines speziellen Verfahrens, der Massenspektrometrie, ermittelten sie so viele Moleküle wie möglich und glichen sie mit den Molekülen einer Referenzdatenbank ab. Die Ergebnisse veröffentlichten sie am Montag im Fachblatt «PNAS».
Auf diese Weise entdeckten sie auf den Handys einen ganzen Schatz an chemischen Informationen über deren Besitzer. Unter anderem fanden sie Reste von Cremes gegen Entzündungen oder Pilze, Spuren von Mitteln gegen Haarausfall oder Depressionen sowie von Augentropfen. Sie isolierten Moleküle von Zitrusfrüchten, Koffein, Kräutern oder Gewürzen sowie von Inhaltsstoffen aus Sonnenschutz- oder Antimücken-Mitteln.
Von Spuren zum «Nutzerprofil»
«Allein durch die Analyse der Partikel, die sie auf ihren Handys hinterliessen, konnten wir bestimmen, ob die Besitzer vermutlich weiblich sind, teure Kosmetika benutzen, ihre Haare färben, Kaffee trinken, Bier lieber mögen als Wein, scharf gewürztes Essen lieben, gegen Depressionen behandelt werden, Sonnenschutz und Antimückensprays benutzen und somit oft im Freien sind – und vieles andere mehr», erklärte die Mitautorin der Studie, Amina Bouslimani von der University of California, San Diego.
Nach Angaben des Hauptautors Pieter Dorrestein könnte die Methode eines Tages Profilern eine Art von «Fingerabdruck» liefern. Er führte den Fall an, bei dem ein Kriminalist am Tatort zwar einen persönlichen Gegenstand wie ein Handy, einen Stift oder einen Schlüssel findet – aber ohne Fingerabdrücke oder DNA-Spuren. Mit Hilfe der molekularen Hinterlassenschaften könnte er laut Dorrestein zumindest ein Profil des möglichen Besitzers erarbeiten.
Nach Angaben der Forscher diente die Studie zunächst nur als «Machbarkeitsnachweis». Um die Technik tatsächlich im Alltag anwenden zu können, müsste sie noch vertieft werden, erklären sie. Vor allem die Referenzdatenbanken müssten mit weiteren Molekülen von Objekten des Alltagsgebrauchs gefüttert werden. Andere Einsatzmöglichkeiten sehen die Forscher bei Sicherheitskontrollen am Flughafen oder Studien zur Umweltverschmutzung.