Die Radiobranche nimmt einen weiteren Schritt auf dem Weg in die digitale Zukunft. Vertreter der SRG und der privaten Radiostationen haben am Mittwoch eine Vereinbarung unterzeichnet, die den Wechsel von der analogen UKW- zur digitalen DAB+-Verbreitung definiert.
Für die Radiohörenden hat die Umstellung ins digitale Zeitalter einschneidende Konsequenzen: Sie müssen ihre alten Radios entsorgen und sich ein neues, DAB+-fähiges Radio erwerben oder Radio übers Internet hören.
«Die Leute haben eine ganz andere Beziehung zum Fernsehen und zum Radio. Sie wechseln den Fernseher so oft wie das Handy, aber ihr Radiogerät können sie während Jahrzehnten behalten», sagte SRG-Direktor Roger de Weck an einer Medienkonferenz in Bern.
Im Strategiepapier werden die Modalitäten in Sachen Finanzen, Organisation, Verantwortlichkeiten und Marketing geregelt, wie die Branchenpartner am Mittwoch gemeinsam mitteilten. Damit der Vertrag in Kraft tritt, müssen ihm mindestens 80 Prozent der Privatradiostationen zustimmen.
Abstimmung entscheidend
Zudem muss das Volk am 14. Juni Ja sagen zur Revision des Bundesgesetzes über Radio und Fernsehen (RTVG). Falls das Volk Nein sagt, scheitert das Vorhaben und es entsteht ein Verlust von vier Millionen Franken, wie Philippe Zahno von der Union Radios Régionales Romandes sagte. Einen «Plan B» gebe es nicht.
Das Ziel ist, in der Schweiz ab dem Jahr 2020 Radioprogramme nur noch digital und hauptsächlich über DAB+ zu verbreiten. Rund 70 Programme aller Sprachregionen würden über DAB+-Plattformen verbreitet. Spätestens 2024 soll der letzte UKW-Sender vom Netz genommen werden.
Im vergangenen Jahr wurden in der Schweiz nahezu zwei Millionen DAB+-Radios verkauft. 15 bis 20 Prozent der Hörer verfügen bereits über ein Digitalradio, in vier Jahren sollen es über 50 Prozent sein.
Die Vereinbarung wurde in Bern von SRG-Generaldirektor Roger de Weck und den Präsidenten des Verbands Schweizer Privatradios (VSP), Jürg Bachmann, der Union Radios Régionales Romandes (RRR), Philippe Zahno, der Union nicht-kommerzorientierter Lokalradios (UNIKOM), Lukas Weiss, in Anwesenheit des Bundesamts für Kommunikation (BAKOM) unterzeichnet.
SRG übernimmt die meisten Kosten
Darin wird etwa festgelegt, mit welchen Massnahmen die Bekanntheit und Nutzung von digitalen Radioprogrammen in der Schweiz weiter gesteigert werden können. Der Erfolg der digitalen Migration hänge von einem raschen, engagierten und massiven Einsatz an Marketing- und Kommunikationsmassnahmen aller Beteiligten ab, heisst es in der Präambel der Vereinbarung.
Bis zum Inkrafttreten des RTVG übernimmt die SRG die Verantwortung für die Marketingaktivitäten und im Sinne einer Anschubfinanzierung sämtliche Kosten. Die SRG trägt damit das finanzielle Risiko, falls das Gesetz an der Urne versenkt werden sollte.
Tritt das neue Gesetz in Kraft, finanziert die SRG zwei Drittel der Marketingoffensive, die übrigen Akteure ein Drittel. Diese Kostenaufteilung zwischen den Privaten und der SRG entspricht den Reichweitenverhältnissen der beteiligten Partner.
Die Vertragsparteien bemühen sich gemäss der Vereinbarung, die Nutzung des digitalen Radios bis 2019 auf 68 Prozent oder mehr zu steigern. Dazu gelte es, eine gemeinsame Kommunikationsstrategie zu vereinbaren und umzusetzen.
Reif für die Digitalisierung
Bereits im Dezember hatte die Radiobranche Bundesrätin Doris Leuthard einen entsprechenden Fahrplan mit Massnahmen überreicht. Der Bericht war von der Arbeitsgruppe Digitale Migration (AG DigiMig) erarbeitet worden und basiert auf der 2006 vom Bundesrat formulierten Strategie für die zukünftige Radioverbreitung in der Schweiz.
Die Arbeitsgruppe formierte sich 2013 mit dem Ziel, für die Radiobranche eine gemeinsame Strategie für den koordinierten Umstieg der Radioprogramme von UKW auf DAB+ zu entwickeln. Die Branche ist überzeugt, dass die Schweiz reif ist für eine digitale Migration.