Die Fans ohnmächtig, die Spieler ratlos und der Trainer dünnhäutig: Die Krise beim FC St. Gallen spitzt sich im Cup durch das 1:2 beim FCZ zu.
In der Liga ist St. Gallen nach vier sieglosen Spielen am letzten Wochenende ganz unten angelangt. Nun folgte das Aus im Cup gegen den letztjährigen Absteiger FC Zürich – nach einem defensiv zwar verbesserten, aber offensiv nicht weniger harmlosen Auftritt als zuletzt in Luzern (0:3) und gegen Vaduz (0:2).
Beim FCSG steckt der Wurm drin. «Wir sind in einer schwierigen Phase und müssen irgendwie die Köpfe frei kriegen. Als Tabellenletzter bist du natürlich verunsichert», so Innenverteidiger Karim Haggui.
Auch dem Trainer setzte die neuerliche Niederlage zu. «Wir schiessen keine Tore, und wenn wir sie schiessen, dann schiessen wir sie zu spät. Wir wollten auch nach vorne spielen, doch das haben wir nicht gemacht. Wir trauten uns nicht nach vorne», so Joe Zinnbauer. Man habe zwar hinten nicht viel zugelassen, habe es aber mit einem effizienten Gegner zu tun gehabt. «Hinten kriegen wir ein Tor nach einer Standardsituation und machen einen Abspielfehler in der eigenen Hälfte, den der Gegner ausnützt. Das ist dann der Unterschied.»
Der Druck auf Zinnbauer nimmt weiter zu. Wie lange geniesst er noch das Vertrauen beim FCSG? Noch hält Dölf Früh, St. Gallens Präsident, an ihm fest. Die Gesetzmässigkeit der Trainerentlassung existiere bei ihm nicht, liess er wissen. Entscheidend sei, dass er von Zinnbauers Qualitäten überzeugt sei.
Es bleibt die spannende Frage, wie lange diese Überzeugung im Misserfolgsfall noch anhält. Denn Fortschritte sind auch in dieser Saison keine erkennbar, vor allem in der Offensive hapert es seit Langem. Gegen den FCZ traten die St. Galler im gegnerischen Strafraum fast 90 Minuten kaum in Erscheinung. «Das war zu wenig», so Zinnbauer. Zwar gewann St. Gallen hin und wieder, aber zu selten, um nicht im Abstiegskampf zu stecken. Seit einem Monat gar nicht mehr.
«Nein, heile Welt haben wir nicht», sagt Zinnbauer nach dem Cup-Aus gereizt. Auf die unvermeidbare Frage nach seinem Trainerjob reagiert er immer dünnhäutiger. «Ich beschäftige mich jetzt nicht mit irgendwelchen Spekulationen.»
Als Zinnbauer im September letzten Jahres sein Amt antrat, hatte er eine klare Vorstellung, wie eine Mannschaft unter ihm spielen sollte: konstruktiven, technisch hochstehenden, schönen Fussball wollte er sehen. 13 Monate ist der FC St. Gallen weiter von dieser Philosophie entfernt als vielleicht sogar zu Beginn. Gegen den FCZ spielten die St. Galler das Gegenteil von dem, was dem Trainer vorschwebt. Vor allem spielten sie auf dessen Geheiss defensiv: «Wir haben uns vorgenommen, defensiv zu spielen, das haben wir gut gemacht. Aber wir wollten natürlich auch offensiv spielen, das haben wir nicht gemacht.»
Die destruktive Mauer als letztes Mittel? Auch so resultierte eine Niederlage. Die Fans nahmen es ohnmächtig zur Kenntnis. Ihren Rückhalt geniesst Zinnbauer schon seit Längerem nicht mehr.
Am Sonntag empfängt St. Gallen den FC Thun. Es könnte Zinnbauers Schicksalsspiel sein.