«Der FC Basel zum 20. Mal im Cupfinal». Diese Schlagzeile nach Spielschluss des heutigen Cup-Halbfinals in St. Gallen ist sehr wahrscheinlich. Denn der FCB ist in Form, St. Gallen steckt in der Krise.
Während St. Gallen in der Rückrunde wie im Jahr zuvor nicht in die Gänge kommt und zuletzt drei penible Vorstellungen bei den Auswärtsniederlagen in Sion (0:3), Vaduz (1:3) und Thun (1:4) gab, thront der Meister Basel souverän an der Tabellenspitze und eilt schier unaufhaltsam dem 18. Meistertitel, dem sechsten in Serie, und dem 12. Cupsieg entgegen. Seit fünf Meisterschaftsrunden ist das klar teuerste Ensemble der Liga ungeschlagen, gewann vier Spiele und gab nur einmal, beim 2:2 in St. Gallen, Punkte ab.
An die bisherigen Saisonhöhepunkte gegen Basel klammern sich die St. Galler. In einem einzigen Spiel kann alles passieren, zumal die kleinen Ostschweizer diese Saison gegen den grossen FCB noch nie verloren und in der Hinrunde zwei Siege (2:0 in Basel, 2:1 in St. Gallen) errungen haben.
«Basel scheint uns zu liegen. Der FCB spielt einen offensiven Fussball. Und im Cup gelten ohnehin andere Gesetze. Ein neuer Match, ein einziges Spiel, ein anderer Wettbewerb. Und die Teilnahme am Cupfinal lockt. Das ist doch für jeden von uns eine Riesenchance», findet St. Gallens Trainer Jeff Saibene.
Der Luxemburger strahlt trotz der derzeitigen Misere Optimismus aus. «Die letzten schlechten Spiele haben im Cup keinen Einfluss. Wohl hat meine Mannschaft nicht das grösste Selbstvertrauen. Wenn wir aber am Mittwoch einen guten Tag haben und unsere Qualitäten abrufen, sind die düsteren letzten Tage vergessen.»
Deshalb erhebt auch der Thurgauer Fabian Frei, der zwischen 2009 und 2011 als FCB-Leihgabe das St. Galler Trikot getragen hat, den Warnfinger: «Das 6:0 gegen Aarau erzeugte bei uns keine Euphorie. Trotz unseres grossen Potenzials müssen wir vorsichtig sein. Im Cup gibt es keine zweite Chance. St. Gallen erlebt derzeit eine durchzogene Phase und kann in einem einzigen Spiel den Schalter weder umlegen und ein grosses Ziel erreichen. Und es hat mit dem Publikum einen 12. Mann im Rücken.»
Auch FCB-Trainer Paulo Sousa, ein Meister des Understatement, gibt Vorsichtparolen kund: «St. Gallen hat nichts zu verlieren. Mit einem Sieg über uns kann es die Saison positiv gestalten. Es wird ein Kampfspiel auf Augenhöhe geben. Wir sind gewarnt.» Fast alle Mann bis auf den Langzeitverletzten Bulgaren Ivan Ivanov sind bei Basel an Bord. Einzig Captain Marco Streller sei erkrankt. Sein Einsatz sei ungewiss, verriet Sousa. Ob Cup-Torhüter Germano Vailati, auch er einst in St. Galler Diensten, wie üblich im Cup zwischen den Pfosten stehen wird, liess der Portugiese offen.
St. Gallen hat für seine Spieler eine Sonderprämie ausgesetzt für den Vorstoss in den Cupfinal am 7. Juni in Basel (gegen Sion, das im Halbfinal auswärts den FC Zürich bezwang). Trainer Saibene wird sein Team nach dem kolossalen Schiffbruch in Thun personell auf einigen Positionen ändern und auch taktisch Korrekturen anbringen.
Viel dazu verriet der Luxemburger nicht. Einzig, dass Daniel Lopar wieder das Tor hütet, Verteidiger Michaël Facchinetti nach seiner Sperre wieder in die Mannschaft kommt und das 20-jährige Eigengewächs Daniel Lässer, der Schütze des Ehrentors in Thun, dem Kader angehören wird. «Wir müssen taktisch flexibel sein. In unterschiedlichen Systemen haben wir diese Saison gegen Basel stets gepunktet.»
Saibene hofft, dass alle seine gesundheitlich angeschlagenen Leistungsträger, Captain Stéphane Besle, Yannis Tafer, Albert Bunjaku und Roberto Rodriguez, wieder einsatzbereit sind. Sie benötigt der FC St. Gallen, um seine minimale Chance auf eine fünfte Cupfinal-Teilnahme, die erste seit 17 Jahren, wahrzunehmen.