Das Baudepartement des Kantons St. Gallen trennt sich einvernehmlich von Maurus Candrian. Es zieht damit die Konsequenzen aus einer rassendiskriminierenden E-Mail des leitenden Mitarbeiters und früheren CVP-Kantonsrats an die israelische Botschaft.
Candrians Verhalten sei rufschädigend und mit den Werten des Baudepartements und der gesamten kantonalen Verwaltung nicht vereinbar, heisst es in einer Mitteilung der St. Galler Staatskanzlei vom Montag. Candrian wird per sofort freigestellt. Das Arbeitsverhältnis endet Ende Juli.
Der 54-jährige Candrian hatte in einer E-Mail an die israelische Botschaft in Bern den Tod von Juden bei einem Attentat bejubelt. Der Fall ist im Antisemitismusbericht 2012 erwähnt, über den der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) und die Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus vor einer Woche informierten.
Bedingte Geldstrafe
Die St. Galler Staatsanwaltschaft verurteilte Candrian wegen Rassendiskriminierung zu einer bedingten Geldstrafe von 90 Tagessätzen und 1200 Franken Busse.
Das Vertrauensverhältnis zwischen dem Baudepartement und seinem Mitarbeiter sei nachhaltig gestört, heisst es im Communiqué vom Montag. Erschwerend komme hinzu, dass Candrian das Baudepartement erst unmittelbar vor der öffentlichen Bekanntmachung des Falles informiert habe.
Beim Departement sei man zur Überzeugung gekommen, dass eine weitere Zusammenarbeit zwischen Candrian sowie internen und externen Partnern nicht möglich sei.
Candrian arbeitete seit 17 Jahren beim Baudepartement. Als Leiter der Sektion Planbeurteilung und Umweltverträglichkeits-Prüfung (UVP) sei er ein verlässlicher, fachlich kompetenter und lösungsorientierter Mitarbeiter gewesen, schreibt der Kanton.
CVP-Kantonsrat, später GLP-Präsident
Von 2004 bis 2008 gehörte Candrian dem St. Galler Kantonsrat an, als Mitglied der CVP-Fraktion. Dann trennte er sich von den Christlichdemokraten und wandte sich später den Grünliberalen (GLP) zu. Candrian war Vizepräsident der St. Galler GLP und kandidierte 2007 für diese Partei für den Nationalrat.
Vergangene Woche sagte Candrian der Nachrichtenagentur sda, er bereue die E-Mail an die israelische Botschaft. Er habe darin eine Kritik an Israels Nahostpolitik schlecht formuliert; er habe keine Juden verletzen wollen. Candrian kündigte an, sich in einem Brief bei der israelischen Botschaft und beim SIG zu entschuldigen.