Seit dem französischen Militäreinsatz in Mali wächst die Terrorangst in Nordafrika. Wegen einer „konkreten Bedrohung“ in der libyschen Hafenstadt Bengasi, riefen mehrere westliche Regierungen ihre Staatsbürger dazu auf, sich in Sicherheit zu bringen.
So empfiehlt das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) auf seiner Internetseite Schweizer Bürgerinnen und Bürgern in Bengasi, die Stadt und Region „aufgrund von Terrorwarnungen gegen westliche Staatsangehörige“ zu verlassen.
Am Nachmittag hatte zuerst das britische Aussenminister zum verlassen Bengasis und der umliegenden Küstenregion aufgerufen. „Wir sind über eine spezifische und unmittelbare Bedrohung für westliche Staatsbürger in Bengasi informiert“, hiess es.
Das britische Aussenministerium warnte auch vor Reisen in andere Städte der Küstenregion wie beispielsweise Misrata. Air Malta strich nach der britischen Warnung einen Flug nach Bengasi.
„Ernste und delikate Lage“
Nur wenig später meldete das deutsche Aussenministerium im Internet eine „unmittelbare konkrete Bedrohung westlicher Staatsangehöriger in Bengasi“. Aussenminister Guido Westerwelle sprach bei einem Besuch in Lissabon von einer „ernsten und delikaten Lage“. Die Warnung sei aufgrund von „verschiedenen Hinweisen“ erfolgt. Konkreter wurde Westerwelle nicht.
Auch das niederländische Aussenministerium rief seine Bürger auf, Bengasi umgehend zu verlassen. Eine akute Bedrohung sei nicht ausgeschlossen, sagte ein Sprecher des Aussenministeriums am Abend dem niederländischen Radio. Nach der Intervention Frankreichs in Mali sei die Gefahr von Vergeltungsschlägen auf westliche Ziele grösser geworden.
Libyen weist Gefahr zurück
Die libysche Regierung sieht indes keine Gefahr. Die Berichte über die Bedrohung westlicher Staatsbürger entbehrten jeder Grundlage, sagte ein Vertreter des Innenministeriums der staatlichen Nachrichtenagentur Lana. Er versicherte, dass die Sicherheitslage in Bengasi stabil sei.
In der mit knapp 700’000 Einwohnern zweitgrössten Stadt Libyens waren bei einem Terroranschlag auf das US-Konsulat am 11. September vergangenen Jahres Botschafter Christopher Stevens und drei weitere US-Diplomaten getötet worden.
Am Sonntag vor zwei Wochen entging der italienische Konsul Guido De Sanctis in Bengasi einem Anschlag. Unbekannte feuerten an einer Kreuzung auf seinen Wagen. Dank der Panzerung blieb er unverletzt.
Vor einer Woche wurden bei einem Geiseldrama im Nachbarland Algerien rund 70 Menschen getötet. Der Angriff islamistischer Kämpfer auf eine Gasförderanlage in der algerischen Wüste wurde als Reaktion auf die französische Intervention im westafrikanischen Mali erklärt. Seitdem ist die ganze Region in Alarmbereitschaft.