Käse und Milch aus den Bergen oder den Alpen sollen künftig offizielle Labels tragen dürfen. Der Bund will damit den Konsumenten die Wahl beim Einkaufen erleichtern. Doch der Vorschlag des Bundes stösst auf Widerstand, wie die am Freitag endende Anhörung zeigt.
Die offiziellen Zeichen – ein angedeuteter Berg in Grün oder Blau mit Schweizerkreuz – sollen nach dem Vorschlag des Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW) für all jene Produkte verwendet werden, welche den Anforderungen der Berg- und Alpverordnung entsprechen.
Die Verwendung der Zeichen wäre freiwillig. Dennoch haben jene, die in den letzten Jahren viel in eigene Labels investiert haben, wenig Freude am Vorschlag des Bundes.
Coop und Bio Suisse wehren sich
Mit der Schaffung solcher Zeichen greife der Bund in einen funktionierenden Markt ein, schreibt Coop auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Deshalb habe sich der Grossverteiler im Vernehmlassungsverfahren dagegen eingesetzt. Migros-Sprecherin Martina Bosshard sagte, ein staatliches Zeichen sei nicht notwendig. Die Migros habe viel Effort in die Heidi-Marke gesteckt.
Bio Suisse, Eigentümerin der Marke Knospe, lehnt die offiziellen Zeichen ebenfalls ab. «Mit der Einführung von zwei neuen Logos wird es für die Konsumenten noch schwieriger, sich unter den verschiedenen Labels zu orientieren», sagte Sprecherin Sabine Lubow.
Acht Labels für einen Käse
Diese Befürchtung äussern angesichts der bereits bestehenden Labels verschiedene Akteure. «Ein biologisch hergestellter Alpkäse aus dem Diemtigtal beispielsweise könnte mit acht verschiedenen Labels ausgelobt werden», schreibt der Schweizerische Alpwirtschaftliche Verband (SAV) in seiner Stellungnahme.
Trotzdem begrüsst der SAV die offiziellen Zeichen grundsätzlich. Diese dürften aber bestehende Marken nicht konkurrenzieren. Der SAV stört sich daher an der Farbe des Zeichens für Bergprodukte, denn die Marke Alpkäse – die vom SAV und den Schweizer Milchproduzenten geschaffen wurde – ist ebenfalls grün.
Die Milchproduzenten und die Alpkäsekommission gehen noch einen Schritt weiter: Sie schlagen vor, dass es nur für Bergprodukte ein offizielles Zeichen geben soll, da dort das Imitatpotenzial sehr hoch sei.
Bauern: Vermarktung würde gefördert
Die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Berggebiete (SAB) hingegen stellt sich grundsätzlich hinter den Vorschlag des Bundes. Dieser müsse aber eine Informationskampagne finanzieren, damit die offiziellen Zeichen nicht im Label-Dschungel untergingen.
Die «Marke» Berg und Alp trage in hohem Masse zur Wertschöpfung in den Bergregionen bei, schreibt die SAB. Dies sei eine Grundvoraussetzung, um die Vitalität der ländlichen Räume zu erhalten.
Auch der Schweizerische Bauernverband glaubt, mit den offiziellen Zeichen würde die Vermarktung von Berg- und Alpprodukten gefördert. Ein einheitliches Zeichen komme zudem dem Anliegen der Konsumenten entgegen. Die Konsumentenschutzorganisationen waren für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Agrarallianz: Nicht Aufgabe des Staates
Auf Ablehnung stösst das Ansinnen des Bundes hingegen bei der Agrarallianz, der beispielsweise pro natura, die Stiftung für Konsumentenschutz und die Kleinbauernvereinigung angehören.
Aus Sicht der Agrarallianz ist es nicht Aufgabe des Staates, solche Zeichen zu schaffen. «Das ist Sache der Marktpartner, die sich mit eigenen Labels profilieren können», sagte Geschäftsführer Christof Dietler.
Auch die Föderation der Schweizerischen Nahrungsmittel-Industrien (fial) stellt sich gegen den Vorschlag des Bundes. «Die Einführung dieser Zeichen kommt aus unserer Sicht zu spät», sagte Co-Geschäftsführer Franz Schmid. Inzwischen hätten verschiedene Produzenten und Grossverteiler eigene Logos geschaffen.