Im Prozess um die brutale Gruppenvergewaltigung einer Studentin in Indien hat die Staatsanwaltschaft für die Täter die Todesstrafe gefordert. «Die angemessene Strafe ist nichts weniger als der Tod», sagte Sonderstaatsanwalt Dayan Krishnan am Mittwoch vor Gericht.
Nach dem Schuldspruch der vier Angeklagten wegen Mordes vom Vortag, müssen die Richter nun über das Strafmass entscheiden. Die Tat habe «das kollektive Gewissen» schockiert, sagte Krishnan. Es gebe «kein Element von Sympathie» angesichts der Art und Weise, wie die hilflose Frau gefoltert wurde, sagte der Staatsanwalt.
Er verwies zur Begründung für seine Strafforderung unter anderem auf die Hinrichtung eines Mörders und Vergewaltigers 2004. Die vier Angeklagten nahmen seine Ausführungen ohne äussere Regung hin, während die Mutter des Opfers aufmerksam zuhörte.
Der Anwalt eines der Angeklagten forderte dagegen lebenslange Haft. Dies sei die Regel und die Todesstrafe sei die Ausnahme.
Das Spezialgericht in der indischen Hauptstadt Neu Delhi hatte am Dienstag die vier volljährigen Angeklagten der Vergewaltigung, des Mordes und der Vernichtung von Beweisen schuldig gesprochen.
Sie hatten Mitte Dezember nachts in einem Bus eine 23-Jährige, die mit ihrem Freund auf dem Rückweg vom Kino war, brutal vergewaltigt und so schwer misshandelt, dass sie Wochen später ihren Verletzungen erlag. Auch ihr Freund wurde brutal zusammengeschlagen.
Täter fechten Urteil an
Die Täter im Alter zwischen 19 und 29 Jahren waren unter anderem durch DNA-Tests überführt worden, weisen die Vorwürfe aber weiter zurück. Am Dienstag kündigten die Anwälte von drei der Männer an, Berufung einzulegen. Insgesamt waren sechs Männer an der Tat beteiligt.
Ein zur Tatzeit minderjähriger Beteiligter wurde Ende August zu drei Jahren Jugendhaft verurteilt. Der Hauptverdächtige starb unter noch ungeklärten Umständen im März in seiner Gefängniszelle.
Das Verbrechen hatte die indische Öffentlichkeit zutiefst aufgewühlt und tausende Menschen zu Protesten gegen die verbreitete sexuelle Gewalt gegen Frauen und die Gleichgültigkeit der Behörden auf die Strassen getrieben.
Kritiker werfen Polizei, Justiz und Politik seit langem vor, Vergewaltigungen oft nicht ernst zu nehmen und nicht angemessen zu verfolgen. Die Politik reagierte mit der Einführung der Todesstrafe bei tödlichen Vergewaltigungen.