Im neuen Prozess wegen des Mordes an der britischen Studentin Meredith Kercher hat die Italienische Staatsanwaltschaft laut Medienberichten 30 Jahre Haft für die in Abwesenheit angeklagte US-Bürgerin Amanda Knox gefordert.
Für ihren früheren Freund Raffaele Sollecito habe die Anklage 26 Jahre Freiheitsentzug gefordert. Dies berichteten italienische Medien am Dienstag. Ein Urteil wird für Januar erwartet. Beide Angeklagten beteuerten stets ihre Unschuld.
Die Anklage forderte nach den Berichten vier Jahre mehr für Knox, weil diese zunächst jemand anderen des Mordes beschuldigt hatte. Knox und Sollecito müssen sich seit September erneut wegen des Mordes an Kercher verantworten; die in den USA lebende Knox will jedoch nicht vor Gericht erscheinen.
Gemäss Experten ist es höchst unwahrscheinlich, dass sie selbst bei einer erneuten Verurteilung in zweiter Instanz nach Italien ausgeliefert wird. Sollecito kehrte hingegen für den neuen Prozess aus der Dominikanischen Republik zurück, wo er sich seit längerem aufhält.
DNA-Spuren von Sollecito und Knox
Die damals 21-jährige Britin Kercher war am 2. November 2007 halbnackt und mit durchschnittener Kehle in der Wohnung im italienischen Perugia entdeckt worden, die sie sich mit Knox teilte. Ihre Leiche wies 47 Messerstiche auf, die Studentin war vergewaltigt worden.
Staatsanwalt Alessandro Crini sagte am Dienstag vor Gericht, DNA-Spuren bewiesen, dass Sollecito und Knox auf Kercher eingestochen hätten, während ein Dritter die Britin vergewaltigt habe. Bei diesem handle es sich um den bereits zu 16 Jahren Haft verurteilten Drogendealer Rudy Guede, dessen Fall in einem abgetrennten Verfahren behandelt wurde.
Die sexuelle Dimension des Verbrechens sei hinter die drogeninduzierte Gewalt zurückgetreten, sagte Crini nun: «Sie wollten jemanden loswerden, der zum Schweigen gebracht werden musste.»
Freispruch von Berufungsgericht kassiert
Knox und ihr damaliger Freund Sollecito wurden 2009 in erster Instanz wegen Mordes zu 26 und 25 Jahren Haft verurteilt. Sie sassen vier Jahre lang im Gefängnis, bevor sie im Oktober 2011 in einem Berufungsverfahren freigesprochen wurden.
Knox kehrte daraufhin in ihre Heimatstadt Seattle zurück. Im März kassierte das oberste italienische Berufungsgericht auf Antrag der Staatsanwaltschaft den Freispruch wegen diverser Widersprüche und Unzulänglichkeiten jedoch wieder.