Staatsanwaltschaft lehnt Vergleich mit Costa Concordia-Kapitän ab

Die juristische Aufarbeitung der Havarie des Kreuzfahrtschiffes «Costa Concordia» in Italien kommt langsam voran. Fünf der sechs Angeklagten haben sich am Dienstag mit der Staatsanwaltschaft der toskanischen Stadt Grosseto auf einen gerichtlichen Vergleich geeinigt.

Schettino will für "moralische Schäden" entschädigt werden (Bild: sda)

Die juristische Aufarbeitung der Havarie des Kreuzfahrtschiffes «Costa Concordia» in Italien kommt langsam voran. Fünf der sechs Angeklagten haben sich am Dienstag mit der Staatsanwaltschaft der toskanischen Stadt Grosseto auf einen gerichtlichen Vergleich geeinigt.

Der Krisenmanager der Reederei Costa Crociere, ein Steuermann sowie drei Offiziere könnten daher zu Strafen bis zu zwei Jahren Haft verurteilt werden. Die Liste der Vorwürfe gegen die sechs Männer ist lang, darunter fahrlässige Tötung und Körperverletzung, Havarie und das Verlassen des Schiffes während der Evakuierung.

Auch Kapitän Francesco Schettino reichte einen Antrag auf einen gerichtlichen Vergleich mit einer Strafe von drei Jahren und vier Monaten ein. Die Staatsanwaltschaft wies den Antrag zurück, mit dem sich jedoch noch ein Untersuchungsrichter beschäftigen muss.

Italienische Medien hatten zuvor schon spekuliert, dass die Mitbeschuldigten getrennte Verfahren beantragen könnten, um in einem Prozess nicht neben dem im Rampenlicht stehenden Kapitän auf der Anklagebank sitzen zu müssen.

«Es ist skandalös. Schettino läuft jetzt Gefahr, dass allein gegen ihn ein Prozess wegen des Unglücks geführt wird», protestierte sein Rechtsanwalt Francesco Pepe. Der Kapitän forderte eine Entschädigung von der in dem Fall ermittelnden Staatsanwaltschaft der Stadt Grosseto. Schettino will Geld für «moralische Schäden» verlangen, nachdem ihn die Staatsanwaltschaft in den Ermittlungsakten als «Kriminellen» und als «genusssüchtigen Aufschneider» bezeichnet hatte.

Verteidiger erachtet Beweise als unzureichend

Die Rechtsanwälte des Kapitäns bestritten erneut, dass Schettino das Schiff verlassen habe, während sich noch hunderte Passagiere an Bord befunden hätten. «Die Behauptung, Schettino sei vor seiner Verantwortung geflüchtet, ist einfach absurd», betonte Rechtsanwalt Pepe.

Sein Verteidiger kündigte an, möglicherweise weitere Ermittlungen zu dem Unglück zu beantragen. «Die Beweise sind unzureichend, wir könnten eine Simulation des Unglücks mit dem Schwesterschiff verlangen», sagte er.

Die «Costa Concordia» hatte am 13. Januar 2012 mit mehr als 4200 Menschen an Bord einen Felsen vor der Insel Giglio gerammt und war auf Grund gelaufen. Dabei starben 32 Menschen. Costa Crociere hat seine Mitverantwortung anerkannt, da mehrere Angestellte des Unternehmens für das Unglück verantwortlich gemacht werden. Costa Crociere gehört zum US-Kreuzfahrtriesen Carnival.

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