Staatschefs der Ebola-Länder richten Hilferuf an die Welt

Die Staatschefs der drei am stärksten von der Ebola-Epidemie betroffenen westafrikanischen Länder haben einen eindringlichen Hilferuf an die Weltgemeinschaft gerichtet. Der Chef der Weltbank sprach von einem Scheitern der Weltgemeinschaft.

Ein Kind desinfisziert seine Hände in Monrovia, Liberia (Archiv) (Bild: sda)

Die Staatschefs der drei am stärksten von der Ebola-Epidemie betroffenen westafrikanischen Länder haben einen eindringlichen Hilferuf an die Weltgemeinschaft gerichtet. Der Chef der Weltbank sprach von einem Scheitern der Weltgemeinschaft.

«Diese Krankheit ist eine internationale Bedrohung und verdient eine internationale Antwort», forderte Guineas Präsident Alpha Condé am Donnerstag am Rande der Herbsttagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank in Washington. Ähnlich äusserten sich die liberianische Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf und Sierra Leones Staatschef Ernest Bai Koroma, die über Video zu dem ranghohen Treffen zugeschaltet waren.

«Unsere Länder sind in einer sehr fragilen Situation», sagte Condé und verlangte eine bessere Koordinierung der Hilfsbemühungen. Koroma beklagte, dass das Engagement der internationalen Gemeinschaft derzeit noch hinter der Infektionsrate zurückbleibe.

«Zusagen auf Papier sind gut», sagte er. «Aber Zusagen als fassbare Fakten vor Ort sind am besten.» Auch Sirleaf rief zu einem «rascheren und entschiedenerem» Vorgehen auf, um die Ebola-Epidemie einzudämmen.

Ban fordert zwanzig Mal mehr Hilfe

UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon warnte beim Treffen, dass sich die Epidemie erst noch verschlimmern werde, ehe eine Besserung möglich sei. «Die Fälle steigen exponentiell an», sagte er.

Ban erklärte, dass die internationale Unterstützung für die betroffenen Länder verzwanzigfacht werden müsse. «Wie viel schlimmer es wird, hängt von uns ab.»

IWF-Chefin Christine Lagarde zeigte sich besorgt, dass die Ebola-Krise die in Westafrika erreichten wirtschaftlichen Fortschritte zunichte machen könnte. Weltbank-Chef Jim Yong Kim ergänzte, dass «nichts Geringeres als die Zukunft Afrikas» auf dem Spiel stehe. «Wir müssen die globale Antwort auf die Krise schnell beschleunigen und verstärken.»

Deutliche Worte von Kim

In einem Interview mit der britischen Zeitung «The Guardian» ging der Weltbank-Chef hart ins Gericht mit der internationalen Gemeinschaft. Diese habe in ihrem Kampf gegen das tödliche Ebola-Virus «kläglich gescheitert». Die Wahrscheinlichkeit sei ziemlich hoch, dass das Virus auch europäische Länder erreiche, warnte Kim.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind in Westafrika bereits fast 3900 Menschen an Ebola gestorben. Insgesamt infizierten sich mehr als 8000 Patienten mit dem gefährlichen Virus.

Brite mit Verdacht auf Ebola gestorben

Ebola-Infektionen ausserhalb Afrikas wurden bisher in den USA und Spanien nachgewiesen. In Mazedonien starb am Donnerstag nach Angaben aus Regierungskreisen zudem ein Brite mit Verdacht auf Ebola. Bei einem Landsmann seien zudem Symptome der Seuche auftreten, hiess es.

Eine erkrankte spanische Krankenpflegerin schwebte nach Behördenangaben in akuter Lebensgefahr. Ihr Zustand habe sich zuletzt dramatisch verschlechtert, teilte die Regionalregierung von Madrid mit.

Wegen ihrer Erkrankung wurden inzwischen sieben Menschen in Quarantäne genommen, unter ihnen ihr Ehemann sowie weitere Klinikmitarbeiter. Bei ihnen wurde das Virus bisher aber nicht bestätigt.

Menschen in der Schweiz in Quarantäne

Auch in der Schweiz befinden sich Menschen unter Ebola-Verdacht in Quarantäne, wie Daniel Koch, Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheiten vom Bundesamt für Gesundheit, am Mittwochabend gegenüber «10vor10» im Schweizer Fernsehen SRF sagte. Er sprach von «sehr wenigen» Fällen, ohne Zahlen zu nennen.

Man gehe davon aus, dass die Schweiz früher oder später einen Ebola-Fall haben werde. Höchstwahrscheinlich würde die Erkrankung aber bei Personen auftreten, bei denen man ausgehen konnte, dass sie exponiert gewesen waren – so beispielsweise bei Helfern, die man in die Schweiz zurückholen musste, oder bei Asylbewerbern, die sich bei einem Asylzentrum meldeten. «Doch auf diese Fälle wäre man vorbereitet», so Koch.

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